Landschaften: Die Verhässlichung Österreichs

Die nächste Bebauung ist nie weit: Menschen baden vor einer Baustellenkulisse in dem künstlichen Asperner See. (Foto: IMAGO/ALEX HALADA/IMAGO/Alex Halada)

Es gilt die Regel: Je mehr Natur eine Gemeinde zerstört, umso reicher wird sie. Und so schreitet die Versiegelung der Heimat unseres Autors voran.

Vor vier Jahrzehnten verhalf mir ein väterlicher Freund zu einem unerwarteten Erlebnis von Patriotismus. Der Maler Herbert Breiter, dessen Landschaftsbilder und Stadtansichten gefragt waren, lud mich zu einer kleinen Tour durch die Südsteiermark ein. Diese anmutige Region, die glückhaft ein wenig abseits der großen Verkehrsrouten liegt, wurde und wird touristisch häufig als "steirische Toskana" beworben, was der weitgereiste Maler für denkbar ungeschickt hielt. Denn es gibt nur eine einzige, die originale Toskana, und wer sich berühmt, eine zweite, andere zu haben, betont damit nur, was dieser zu jener alles fehlt. Und zudem hat das Land entlang der berühmten "südsteirischen Weinstraße" mit seinen Hügeln und Rebzeilen, verstreuten Dörfern und einsamen Weilern so viel zu bieten, dass sie auch ohne Toskana-Zertifikat zu einer der schönsten Regionen Österreichs zählt. Und plötzlich war da dieses Ortsschild, das in mir jäh ein patriotisches Gefühl erwachen ließ, hatten wir doch einen Ort erreicht, der Österreich selbst zu repräsentieren, ja, in dessen Namen sich ganz Österreich zusammenzudrängen schien: die Marktgemeinde "Großklein".