Staat und Gesellschaft:Man könnte eine Hymne nähen

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Immer nur die eine, die dritte Strophe? Auf diesem Bild gesungen von der Fußballnationalmannschaft der Männer. (Foto: IMAGO/Javier Garcia/Shutterstock/IMAGO/Shutterstock)

Aus Anlass der bevorstehenden großen Jubiläen: Die Bundesrepublik sollte sich mit einer zweiten Strophe zum Deutschlandlied beschenken. Den Text gäbe es bereits.

Kolumne von Heribert Prantl

Nationalhymnen gelten als Identitätsfaktor und als ideologische Programmmusik. Als Bundeskanzler Konrad Adenauer vor siebzig Jahren zu seinem ersten Besuch in die USA kam, wurde er freilich in Chicago mit einem Kölner Karnevalsschlager begrüßt: "Heidewitzka, Herr Kapitän". Das war peinlich, aber symptomatisch. Die ganz junge Bundesrepublik wusste nicht, was ertönen sollte, wenn es offiziell tönen sollte. Die alte Hymne, das "Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt" konnte man nach den Verbrechen des Nazireiches nicht mehr singen, obwohl Hoffmann von Fallersleben diese erste Strophe des Deutschlandlieds nicht als Größenwahnhymnus, sondern als Appell zur Überwindung der deutschen Kleinstaaterei gedichtet hatte. Das Lied war "entehrt und besudelt" von Hitler, wie Theodor Heuss, der erste Bundespräsident, feststellte.

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