Manchmal ist der Weg von der Poesie in die Prosa des Lebens nicht sehr weit, zuweilen ist er sogar erschreckend kurz. Luca Visentini, 53 Jahre alt, aus Triest, Gewerkschafter und Dichter im Nebenberuf, vier publizierte Bücher, führte bis vor Kurzem eine Karriere voller Erfolge, Beförderungen und Wertschätzungen. Einen Monat ist es her, da wurde er im australischen Melbourne zum Generalsekretär des Internationalen Gewerkschaftsbundes gewählt, zum obersten Vorkämpfer also für die Rechte und den Schutz der Arbeiter überall auf der Welt - und das ziemlich triumphal, mit einem Glanzresultat. Seinen guten Ruf hatte sich Visentini in derselben Funktion im Europäischen Gewerkschaftsverband verdient, sieben Jahre lang. Er war immer bekannt dafür, besonders umgänglich zu sein, ein charmanter Netzwerker. Italiens Linke war stolz auf diesen Mann, der ihre Fahne in die Welt trug.
EU-Korruptionsskandal:Der gefallene Fahnenträger der italienischen Linken
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Für Luca Visentini ist es stets nur aufwärts gegangen - bis an die Spitze des Internationalen Gewerkschaftsbundes. Doch dann kam der 9. Dezember und die Katar-Gate-Affäre nahm ihren Lauf.
Von Oliver Meiler
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