Aktuelles Lexikon:Kaiser

Augustus, hier sein Standbild in Augsburg, war der erste römische Kaiser. (Foto: imago stock&people/imago stock&people)

Der König der Könige. Und derer gab es viele. Nur im Fußball nicht.

Von Joachim Käppner

Bei der Münchner Trauerfeier für Franz Beckenbauer wurde das Andenken des "Kaisers" gewürdigt. Diesen Beinamen trug er schon als begnadeter Fußballer, als er sozusagen König der Könige war, wie sich schon die Herrscher im antiken Reich der Perser selbst nannten; Franz freilich erhielt den Titel von seinen Fans. Ein Kaiser, gelegentlich auch eine Kaiserin, steht im Status, ob nominell oder wirklich, über den Königen. Der Begriff geht auf Julius Cäsar zurück, der im ersten Jahrhundert v. Chr. der bedeutendste Römer und zugleich Totengräber der Republik war. Mit seinem Nachfolger Augustus begann die Kaiserzeit, der römische Imperator wurde auch Cäsar genannt. Nach dem Untergang Westroms setzten die Oströmer, die Byzantiner, diese Tradition fort; ihr Kaiser, griechisch basileus, beanspruchte nominell die Oberhoheit über die christliche Welt. Nachdem Karl der Große das westliche Kaisertum neu belebt hatte, wurden viele deutsche Könige vom Papst zum Kaiser gekrönt. Weder Ost- noch Westkaiser erreichten die Machtfülle eines römischen Cäsaren. Im zweiten deutschen Kaiserreich von 1871 an war der Titel mit dem preußischen Königsthron verbunden; der Kaiser stand über all den Regenten und Duodezfürsten der deutschen Lande. Und im Fußball mag es viele Könige geben, aber es gab nur einen Kaiser.

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