Er hätte Einsicht zeigen können, wenigstens zum Schluss. Jérôme Boateng hätte sich entschuldigen können dafür, dass er die Mutter seiner Töchter gewalttätig angegriffen hat. Er hätte sagen können, dass er sich schämt, dass es ein Fehler war, ein Verhalten, das so nicht zu ihm passe, vielleicht sogar, dass er erkannt habe, dass er eine Therapie besuchen müsse. All das aber hat Boateng, 34, Deutschlands "Fußballer des Jahres" 2016, nicht gesagt im Berufungsverfahren vor dem Landgericht München I. Und auch sonst hat er nichts gesagt. Drei Tage lang hat er geschwiegen. Gleich zu Beginn des Prozesses hätte er einen Verständigungsvorschlag des Gerichts annehmen können. Er lehnte ab. Die Begründung seiner Verteidiger: "Für Herrn Boateng ist es mit seinem Gewissen und der Haltung gegenüber seinen Kindern nicht vereinbar."
Jérôme Boateng:Ein Fußballer mit viel Geld und ohne Gewissen
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Jérôme Boateng schwieg bei der Verhandlung vor dem Landgericht München I bis zum Schluss zu dem Vorwurf, er habe seine ehemalige Freundin angegriffen. Das Urteil fiel dann auch hart aus: 120 Tagessätze und insgesamt 1,2 Millionen Euro soll Boateng zahlen.
(Foto: IMAGO/Frank Hoermann / SVEN SIMON/IMAGO/Sven Simon)Das Verhalten des Profisportlers vor Gericht zeigt, wie das System immer noch funktioniert: Opfer häuslicher Gewalt sollen eingeschüchtert werden. Aber so geht das nicht.
Kommentar von Benedikt Warmbrunn
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