Japan:Windstille

Eine Verjüngung bedeutet der Regierungswechsel in Tokio nicht direkt. Aber die Menschen im Inselstaat kennen das nicht anders.

Von Thomas Hahn

Japans designierter Premierminister Fumio Kishida hatte angekündigt, er werde einen Generationenwechsel einleiten. Aber jetzt liegen die ersten Informationen über die Verteilung der Posten vor. Und es stellt sich heraus, dass es wohl eher eine sachte Verjüngung geben wird. Ist das der frische Wind, den Japan braucht?

Japan muss natürlich für sich selbst entscheiden, was es braucht. Wahr ist auch, dass moderne Politik nicht vom Alter abhängt. Und Erfahrung ist nun mal ein geschätzter Wert in Japans Kultur. Ernüchternd ist etwas anderes: Die neue Regierungsbildung läuft nach dem herkömmlichen Muster der Partei LDP ab. Kaum Debatten über Sachthemen, wenig Respekt vor der Basis, dafür Machtspiele einzelner Parteigrößen mit nationalistischen Zielen.

Wirtschaftliche Stabilität, politischer Stillstand - kann das gutgehen?

Kishida ist kein Hardliner. Ihm ist zuzutrauen, dass er die Verantwortung versteht, die Japan als einziges asiatisches G-7-Mitglied trägt. Seine Regierung sollte ein aktiver Partner der internationalen Gemeinschaft sein, die mit Nationalismus sicher nicht weiterkommt im Bemühen gegen den Klimawandel und um diplomatische Konfliktlösungen. Aber Kishida ist eben auch ein Sohn des rechten japanischen Mainstreams. Er bedient seine Helfer mit Posten. Er schafft wenig Raum für Aufbruchstimmung.

So kommt Japan nicht weiter. Das Land dürfte ein stabiler Wirtschaftsraum bleiben. Aber politisch tritt es auf der Stelle. Die LDP-Elite spielt ihr eigenes Spiel mit der japanischen Zukunft. Und kaum jemanden im Inselstaat stört es. Die Menschen kennen es nicht anders.

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