Glaube:Was verloren geht

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Den Bischöfen kommen vielleicht nicht die Gläubigen, aber die Kirchenmitglieder abhanden. (Foto: Arne Dedert/picture alliance / dpa)

Die Sehnsucht nach dem ganz Anderen: Warum es dem Staat und der Gesellschaft gar nicht guttun würde, wenn die Kirchen verschwinden.

Kolumne von Heribert Prantl

Es geht den Kirchen nicht gut? Das ist untertrieben. Es geht ihnen schlecht; es geht ihnen sehr schlecht. Das gilt für die katholische und die evangelische Kirche fast gleichermaßen. Es gibt einen dramatischen Ansehensverlust der Institution Kirche, der mit den Missbrauchsskandalen allein nicht zu erklären ist. Aber diese Missbrauchsskandale wirken wie ein Brandbeschleuniger; und es verbrennt auch das, was in den Kirchen und an den Kirchen wertvoll, ja unverzichtbar ist. Es verbrennt nicht nur Tradition, es verbrennt die Kraft von Kirche als Wertegemeinschaft und orientierender Instanz außerhalb des Staates; so verbrennt auch ihre Zukunft. Es geht das verloren, was die gesellschaftliche Entwicklung jedenfalls in Westeuropa stark geprägt hat und es geht das verloren, was der Gesellschaft auch heute guttun würde: ein Gehäuse für Werte wie Nächstenliebe, Gerechtigkeit, Solidarität und Aussöhnung.

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