Energiekosten:Bloß kein Preisdeckel

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Millionen Gaskunden bekommen bald Post, in der sie über die Höhe der Umlage informiert werden. Im Bild: Erdgaszuleitungen vor dem Heizkraftwerk 3 Stuttgart-Gaisburg. (Foto: Marijan Murat/dpa)

Einige EU-Regierungen fordern Höchstgrenzen für Strom- und Gaspreise. Doch es gibt ein besseres Mittel.

Von Björn Finke

Die hohen Preise für Strom und Gas sind eine massive Belastung für Verbraucher und Unternehmen. Kein Wunder also, dass die EU-Staats- und Regierungschefs bei ihrem Gipfel am Donnerstag und Freitag wieder diskutieren werden, wie Linderung möglich ist. Einige Regierungen, etwa von Frankreich, Spanien, Italien und Belgien, fordern bereits staatliche Preisobergrenzen für Strom oder Gas. Das klingt nach einer einfachen Lösung. Doch die Nebenwirkungen dieser Therapie wären gewaltig. Die EU sollte daher besser auf solch brachiale Markteingriffe verzichten.

Schließlich spiegeln die Preise Angebot und Nachfrage wider. Großhändler müssen so viel für Gas zahlen, weil Russland das Angebot verknappt und zugleich die Angst herrscht, dass Krieg und Sanktionen die Mengen weiter verringern werden. Drücken Europas Regierungen den Preis, den Gas-Importeure beim Weiterverkauf verlangen dürfen, würden diese Importeure Verluste machen. Sie würden dann lieber gar nichts auf den Weltmärkten ordern; die Tankschiffe mit dem begehrten Flüssigerdgas aus den USA oder dem Nahen Osten würden Europas Häfen meiden. Wollen Regierungen diese heftige Nebenwirkung verhindern, müssten sie den Importeuren Subventionen zahlen: ein weiterer massiver Markteingriff.

Ähnlicher Ärger droht beim Strom. Auf Märkten bestimmt der Anbieter mit den höchsten Kosten den Preis. Daher setzen im Moment Gaskraftwerke den Elektrizitätspreis. Legen Regierungen niedrigere Notierungen fest, würden diese Produzenten nicht mehr ihre Kosten decken. Wieder müsste der Staat Subventionen zahlen, diesmal an die Gaskraftwerke, damit nicht die Lichter ausgehen. Besser als diese komplizierten und marktverzerrenden Eingriffe wäre schlicht, Steuern und Abgaben auf Strom und Gas vorübergehend zu senken. Daneben könnten arme Haushalte Energieschecks erhalten. Das wären wirklich einfache Lösungen, ganz ohne üble Nebenwirkungen.

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