Friedrich Merz hat noch immer nicht verraten, wie er es mit der Frauenquote in der CDU hält. Ist er dafür oder dagegen? Der Mann, der getragen von einer breiten Sehnsucht nach mehr Klartext an die Parteispitze kam, bleibt da bislang im vagen. Wie es zurzeit sei, könne es nicht bleiben, hat er sich immerhin entlocken lassen. Stimmt. Allein die Tatsache, dass es keine CDU-Ministerpräsidentin gibt und in keinem Bundesland die Partei von einer Frau geführt wird, zeugt von einem gewaltigen Frauendefizit in den Führungspositionen. Wenn aber auch Merz meint, dass es so nicht bleiben kann, dann muss er irgendwann auch mal sagen, wie es werden soll.
Als Oppositionsführer hat Friedrich Merz zweifellos zu einer Belebung der Debattenkultur im Bundestag beigetragen. Er hat es neulich sogar geschafft, Olaf Scholz zu einer schmissigen Gegenrede zu animieren. Indem er dem Kanzler nämlich mit gewisser Penetranz vorwarf, sich vor Meinungsäußerungen zu drücken. Bei der Frauenquote aber drückt er sich vor jenen klaren Ansagen, die er von Scholz so gerne einfordert.
Merz will sich und seiner männerdominierten Partei offenbar eine quälende Sommerdebatte ersparen und die Entscheidung über die Quote auf dem Parteitag im September herbeiführen. Einiges spricht dafür, dass er das, was er oft als "zweitbeste Lösung" bezeichnete, dann mangels einer erstbesten Lösung unterstützt. Aber von einem Klartext-Fan darf man in solch einer Zukunftsfrage auch mal ein Machtwort erwarten. Im CDU-Vorstand am Mittwoch böte sich eine Gelegenheit.