Aktuelles Lexikon:Bärendienst

Über die FDP, die Grünen und eine Fabel aus dem 17. Jahrhundert.

Von Joachim Käppner

Der Bär ist ein beliebtes Motiv der Mythologie, der Fabeln und Gedichte. Wie Bruno der Schadbär schmerzhaft erfahren musste, ist das bis heute so geblieben. Gern wird Widersachern noch bescheinigt, sie hätten einer gewiss guten Sache "einen Bärendienst erwiesen" - ebendies sagte nun der FDP-Politiker Johannes Vogel über die grüne Familienministerin Lisa Paus, deren Gebaren in der Elterngeld-Debatte der Gleichstellung geschadet habe. Im Grunde heißt es: Gut gedacht, schlecht gemacht; man möchte jemandem einen Gefallen tun, fügt ihm aber Leid und Unbill zu. Der Begriff geht zurück auf eine Fabel des französischen Dichters Jean de La Fontaine aus dem 17. Jahrhundert. In "Der Bär und der Gartenfreund" sind das Raubtier und der Gärtner gute alte Kumpel, da entdeckt der Bär eine Fliege auf der Nase des im Garten schlummernden Freundes und wirft einen schweren Stein nach ihr, "zermalmt des Greises Haupt, die Fliege zu verjagen, / und hat - ein guter Schütz, allein höchst mangelhaft / als Denker - auf der Stell' ihn mausetot geschlagen". Und die Moral von der Geschicht'? Die geht so, laut Jean de La Fontaine: "Nichts bringt so viel Gefahr uns als ein dummer Freund; weit besser ist ein kluger Feind."

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