Man könnte Annalena Baerbock zu einem aufklärerischen Coup gratulieren, wenn die Angelegenheit nicht von einer Sprachradikalität zeugte, die lediglich neue Radikalität provoziert, oder um in den Worten Baerbocks zu bleiben: "reproduziert". Die Sache ist simpel: Die Kanzlerkandidatin der Grünen spricht in einem Interview über Rassismus, Intoleranz, Insensibilität. Sie schildert den Fall eines Schulkindes, das eine Bildergeschichte zeichnen sollte. In der Textvorlage dazu kam das heute eindeutig rassistisch konnotierte Wort Neger vor.
Sprache:Die Dinge beim Namen nennen
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Annalena Baerbock im Juni 2021.
(Foto: Sean Gallup/Getty Images)Es ist Zeichen fortschreitender Aufklärung, wenn das N-Wort heute nicht mehr gesprochen und geschrieben wird - es sei denn im aufklärerischen Kontext. Deswegen ist Annalena Baerbocks Entschuldigung nachgerade unvernünftig.
Kommentar von Stefan Kornelius
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