USA:Murdochs Medien und der "Mann aus Florida"

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Nur "ein Rentner aus Florida", der "überraschend seine Präsidentschaftskandidatur angekündigt": So witzelte die "New York Post" über Donald Trump. (Foto: Andrew Harnik/AP)

Die "New York Post" witzelt über Donald Trump und selbst Fox News scheint sich vom ehemaligen Präsidenten abzuwenden.

Von Leo Kilz

Wer die New York Post aufschlägt, kann damit rechnen, nichts oder wenig Positives über die US-Demokraten zu finden. Das Blatt gehört zum Medienimperium von Rupert Murdoch, man könnte es auch als das gedruckte Fox News bezeichnen. In seinen Wahlkämpfen und während seiner Präsidentschaft konnte Donald Trump bisher stets auf den Rückhalt der New York Post zählen. Das hat sich nun geändert.

Als Trump am Mittwoch seine erneute Kandidatur für das Amt des US-Präsidenten verkündete, berichtete die Zeitung nur mit einer kleinen und vor Sarkasmus triefenden Meldung über das Ereignis. Ein Banner mit dem Titel "Mann aus Florida macht Ankündigung" verwies die Leser auf einen kurzen Text ohne Bilder auf Seite 26.

"Ein Rentner aus Florida" hieß es dort ironisch, habe "überraschend seine Präsidentschaftskandidatur angekündigt". Schon die Überschrift "Been there, Don that" suggerierte, die Kandidatur sei altbekannt und langweilig, "Don" Trump nichts weiter als ein Fehler der Vergangenheit. Die Post schreibt über den Ex-Präsidenten, als wäre dieser eine der Öffentlichkeit beinahe unbekannte Person. Der "eifrige Golfer Donald J. Trump", so der Artikel, sei mit "gold-beschlagenen Lobbys und dem Feuern von Mitarbeitern im Reality-TV bekannt geworden".

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Weil das FBI gegen Trump ermittelt, nachdem dieser als Staatsgeheimnis eingestufte Akten nach seiner Wahlniederlage im Keller seines Resorts Mar-a-Lago aufbewahrt haben soll, verspottet die New York Post seine Villa als persönliche "Bibliothek für als Geheimsache eingestufte Dokumente". Auch auf Trumps Alter und seinen Gesundheitszustand nimmt das konservative Blatt Bezug: Der Ex-Präsident würde mit Joe Biden als ältestem Präsidenten bei Amtsantritt gleichziehen. "Sein Cholesterinspiegel ist unbekannt, aber verkohltes Steak mit Ketchup ist seine Leibspeise". Damit nutzt die New York Post häufige Kritikpunkte, die prominente Republikaner gerne Joe Biden an den Kopf werfen, als Argumente gegen ihren einstigen Schützling.

Schon nach den Midterm-Wahlen hatte die New York Post den Leserliebling von einst als gescheiterte Witzfigur verlacht. Neben einem abgewandelten englischen Kinderreim wurde Trump mit übergroßem einförmigen Kopf als Taugenichts Humpty Dumpty aus "Alice im Wunderland" verunglimpft. Aus dem Heilsbringer wurde ein Präsident, "der es nicht fertiggebracht hat, eine Mauer zu bauen".

Die Zeitung ist nicht das einzige Medium aus dem Murdoch-Konzern News Corporation, das Trump nach den Midterms fallen gelassen hat. Auch auf dem ultrakonservativen Fernsehsender Fox News mehren sich die Trump-kritischen Stimmen. Der ehemalige Vizepräsident Mike Pence ließ im Fox-Frühstücksfernsehen verlauten, dass das Land sich nach einer zivilisierten und respektvollen politischen Führung sehne und prognostizierte, dass "Amerika 2024 eine bessere Wahl haben wird" als Donald Trump. Das Wall Street Journal, ebenfalls Teil des Murdoch'schen Imperiums, scheint die Trump-Ära ebenfalls hinter sich gelassen zu haben. Über einem Gastbeitrag des republikanischen Senior Advisors aus der Bush-Zeit, Karl Rove, prangt die Überschrift "Oh, Trump Believes in Yesterday". Der Ex-Präsident verspreche mehr vom Gleichen, "aber die Wähler wollen etwas Neues", so Rove.

Die neue Wahl, das könnte in den Augen vieler konservativer Kommentatoren der republikanische Gouverneur Ron DeSantis sein. Der 44-Jährige hat bei den Wahlen eine große Mehrheit errungen.

Trumpisten haben einen eigenen Medienkosmos

Dass es dennoch zu früh sein könnte, um Donald Trump abzuschreiben, liegt auch daran, dass die Trumpisten sich einen eigenen Medienkosmos geschaffen haben. Stramm rechtsnationalistische Publikationen wie die Epoch Times oder die Fernsehsender Newsmax und One America News Network wurden von Donald Trump während seiner Präsidentschaft bewusst gefördert. Nun halten sie ihm die Treue und befeuern weiter den Verschwörungsglauben seiner Anhänger. Viele Anhänger der MAGA-Bewegung haben sich auch von rechtskonservativen Mainstream-Medien abgewendet und beziehen ihre Informationen quasi ausschließlich von Verschwörungserzählern wie Alex Jones oder Steve Bannon.

Auch ist es nicht das erste Mal, dass der Rückhalt für Trump bei Fox News, New York Post und Wall Street Journal schwindet. Bereits nach der verlorenen Präsidentschaftswahl 2020 und nach dem Sturm auf das Kapitol sah es kurz danach aus, als würden die Murdoch-Medien ihren Reichweitengaranten fallen lassen. Doch die Kritik ebbte wieder ab und die MAGA-Republikaner blieben die Günstlinge von Fox und Co. Noch ist es zu früh, um mit Sicherheit zu sagen, ob die Kritik an Trump sich fortsetzen wird, oder ob der Ex-Präsident es wieder schafft, die rechtskonservativen Meinungsspalten für sich zu gewinnen.

Dennoch: Die Medienmarken von Rupert Murdoch erzielen eine hohe Reichweite bis in die Mitte der US-amerikanischen Gesellschaft. Ohne dieses Publikum kann ein Republikaner die Wahl kaum gewinnen. Und dass ausgerechnet Murdochs Redaktionen sich nun gegen Trumps Kandidatur zu wenden scheinen, zeigt, dass dessen Medienmacht im konservativen Mainstream bröckelt.

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