TV-Junkie Donald Trump:Trumps besondere Beziehung zum Fernsehen

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Donald Trump Names 'Fox And Friends' As One Of His Favorite Broadcasts

Pflichtprogramm für Trump: Werbeplakate für Fox-News-Formate. Mit Fox & Friends etwa beginnt der Präsident sein Tagwerk.

(Foto: AFP)

Der US-Präsident zappt sich jeden Tag wild durch die TV-Programme und verwechselt das Gesehene schon mal mit der Realität. Besonders innig liebt er den Sender Fox News.

Von Hubert Wetzel, Washington

Vor einiger Zeit hieß es in der New York Times, Donald Trump wandere in stillen Stunden alleine im Bademantel durchs Weiße Haus. Trumps Leute haben das natürlich sofort bestritten. Das Bild eines einsamen Präsidenten, der halb angezogen durch dunkle Räume geistert, war ihnen offenbar zu heikel. Trump besitze gar keinen Bademantel, teilten seine Presseleute mit.

Ausdrücklich nicht bestritten sie dagegen eine andere Feststellung in dem Artikel. Die nämlich, dass Trump beim Regieren immer so schnell langweilig werde. Dann, so die Times-Reporterin, fange der Präsident an fernzuschauen.

Nun ist das ja kein unbekanntes Phänomen. Arbeit, Langeweile, ein bisschen Zappen, wieder Arbeit - das machen viele Menschen. Bei Trump kommen allerdings zwei Dinge hinzu, die seine Fernsehsucht gelegentlich zu einem Problem werden lassen: das Amt sowie sein grenzenloses Mitteilungsbedürfnis.

Donald Trump schaut nicht nur dauernd fern, er redet oder twittert auch ständig darüber, was er da gesehen hat (oder glaubt, gesehen zu haben), und er tut das als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.

Das kann mittlere diplomatische Krisen auslösen. So wie vor ein paar Tagen, als Trump vor einer Rede noch ein bisschen Fox News geschaut hatte. Da lief ein Beitrag über das angebliche Chaos aus Gewalt und Verbrechen, das Flüchtlinge und andere Ausländer in Schweden ausgelöst haben sollen.

Details wohl nicht so wichtig

Trump schaute wohl nur mit einem Auge hin, jedenfalls war er verwirrt und hielt die Reportage offenbar für einen aktuellen Bericht über finstere Vorgänge in Stockholm. Ein Attentat? Terror? Als amerikanischer Präsident hätte man Wege und Mittel, so etwas zu klären.

Aber für Trump waren Details wohl nicht so wichtig. Keine 24 Stunden später erzählte er dann vage von irgendetwas Furchtbarem, das "gestern Abend in Schweden" passiert sei. Dabei hatte lediglich er am Abend zuvor etwas über Schweden im TV gesehen.

24 Stunden sind eine relativ lange Reaktionszeit. Normalerweise äußert sich Trump deutlich schneller. Politikjournalisten in Amerika haben sich angewöhnt, am Morgen all jene Fernsehshows zu schauen, die auch Trump sieht. Dann lassen sich die zuweilen etwas mysteriösen Tweets besser entziffern, mit denen Trump seinen Tag zu beginnen pflegt.

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