"Tatort" aus dem Schwarzwald:Sitzen zwei im Auto

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Erbschaftsangelegenheit in besten Kreisen: Elisabeth Klingler (Anne-Marie Fliegel, l.) eröffnet ihrer Familie, dass sie ihr Testament geändert hat. (Foto: Benoît Linder/dpa)

Die Kommissare Berg und Tobler ermitteln unter Erben. In dem sehr ruhigen Fall gibt es immerhin ein dunkles Geheimnis.

Von Holger Gertz

In der Geschichte des deutschen Fernsehkrimis spielt das Herumfahren im Dienstfahrzeug eine wesentliche Rolle. Wer sich zum Beispiel frühe Folgen des Alten mit Siegfried Lowitz anschaut, dem wird auffallen, welch wunderbar selbstironischer Typ dieser Lowitz als Kommissar Köster war. Kauzig und zugleich voll Wärme gegenüber seinem Assistenten Heymann (Michael Ande), der ihn zum Dank durchs gern spätabendlich schimmernde München kutschierte und manchmal auch zur Kiesgrube vor der Stadt, wo die Leiche lag. Diese Autofahrten erfüllten einen Doppelzweck, sie waren Brücken zwischen Schauplätzen, vor allem boten sie den Kommissaren Gelegenheit, mal zur Ruhe zu kommen und den Ermittlungsstand zusammenzufassen. Und auch das Publikum konnte, quasi mitfahrend, darüber nachdenken, wer für das Drama an der Kiesgrube verantwortlich sein könnte.

Der Schwarzwald- Tatort "Was wir erben" enthält auch einige solcher Autofahrszenen, Tür auf, Tür zu, Kommissar Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) transportiert sich und seine Kollegin Franziska Tobler (Eva Löbau), und unterwegs können die beiden mal zur Ruhe kommen. Wobei: Zur Ruhe kommen muss hier niemand, die Geschichte von Franziska Schlotterer (Buch: Patrick Brunken) ist in sich eine zähe Angelegenheit. Präziser: eine Erbschaftsangelegenheit in besten Kreisen. Eine Fabrikantenwitwe hat heimlich ihre Betreuerin geheiratet und das Testament geändert, die Betreuerin soll die Familienvilla kriegen. Die Kinder der Patriarchin sind perplex, da stürzt die Alte passgenau kurz nach der Testamentsänderung die Treppe runter. Stellt sich die Frage jedes Whodunit: Wer ist es denn gewesen?

Nun wäre der Tatort (zumindest der Durchschnittstatort) nicht der Tatort, wenn nicht die Ermittler einen sehr konstruierten persönlichen Bezug zum Oberthema hätten, dargestellt in einem Dialog im Dienstfahrzeug. Nach einem etwas zu anklagenden Vortrag über die ungerechte Verteilung des Reichtums in der Welt mault die Kommissarin: "Du hast ja selber fett geerbt." Darauf der Kommissar: "Ich hab nur Arbeit und Schulden geerbt." Darauf die Kommissarin: "Aber ich erb gar nichts." Und nun wäre der Tatort (zumindest der Durchschnittstatort) nicht der Tatort, wenn er nicht auch noch von einem dunklen Geheimnis handelte. Leider mal wieder sehr lange neunzig Minuten.

Das Erste, Sonntag, 20.15 Uhr

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