"Tatort" aus Köln:Die Currywurst-Ermittler essen jetzt Falafel

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Die Kommissare Freddy Schenk (Dietmar Bär, l) und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt, r) in "Familien", dem neuen "Tatort" aus Köln. (Foto: WDR/Thomas Kost)

Abgesehen davon ist im Kölner "Tatort" aber alles beim Alten. "Familien" ist ein ausgeruhter Krimi, der sein Publikum nicht überfordert.

Von Katharina Riehl

Es ist insgesamt eher unwahrscheinlich, dass die 73. Folge des Kölner Tatorts mit Max Ballauf und Freddy Schenk noch etwas völlig Neues bereithält, weshalb es umso erfreulicher ist, dass zumindest einer der Kommissare in diesem Film mit etwas ganz und gar Unbekanntem konfrontiert wird. Freddy Schenk isst seine erste Falafel. Die Currywurst-Ermittler stehen wie immer an einem runden Tischchen, Schenk fragt ungläubig, ob denn da nun wirklich gar kein Fleisch drin sei, was der servierende Kollege Ballauf bestätigen kann. Verrückte Welt.

Von dieser Kirchenerbsen-Premiere abgesehen geht in Köln aber alles seinen gewohnten Gang. Freddy Schenk hat eine veritable Ehekrise (Hochzeitstag vergessen!), Max Ballauf hilft ihm hindurch, und der neue Assistent Jütte (Roland Riebeling) ist - mit einem schlichten Gemüt, großem Hunger und einem Feldbett ausgestattet - schon kaum mehr wegzudenken aus dieser kleinen und schon fast rührend deutschen Männerrunde.

Die Ermittlung wird solide wegerzählt

Erzählt wird dieses Mal eine klassische Tragödie, die sich gleich in mehreren Familien abspielt. Zu Beginn wird ein junger Mann überfahren, der sturzbetrunken nach seinem Junggesellenabschied eine Tasche mit Scheinen aus einem Mülleimer zieht und dabei unwissentlich die Geldübergabe bei einer Entführung stört. Der junge Mann stirbt, hinterlässt Braut und Baby, und viel besser ist die Lage in der Familie Ritter auch nicht. Dort wurde Tochter Charlotte entführt, kurz bevor sie zum Studium nach Amerika wollte, und auf der Suche nach ihr ist auch ihr Freund Kasper (Anton von Lucke), dessen Mutter trinkt, seit der Vater vor einigen Jahren bei einem Unfall ums Leben kam. Heiteres Köln.

Die Episode trägt dann auch den Titel "Familien" (Buch: Christoph Wortberg; Regie: Christine Hartmann), die Ermittlung wird solide wegerzählt, und weil sich auch wirklich jede Wendung in aller Ausgeruhtheit entwickeln darf, muss hier niemand eine sonntägliche Überforderung fürchten. Außer Freddy Schenk natürlich, der am Ende, als seien die Falafel nicht genug, mit seiner Frau zum Ayurveda fahren muss. Freddy schreitet davon, die Kollegen schauen ihm betroffen hinterher. Niemand ist mehr sicher.

Das Erste, Sonntag, 20.15 Uhr.

© SZ vom 05.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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