Streit um Netflix-Doku:Sean Penn fürchtet um sein Leben - wegen einer Doku

Undated Rolling Stone handout shows actor Sean Penn shaking hands with Mexican drug lord Joaquin 'Chapo' Guzman in Mexico

Sean Penn (links) im Versteck beim Drogenboss El Chapo. Im Netflix-Film von Kate del Castillo kommt Penn nicht gut weg.

(Foto: Rolling Stone)

Eine Netflix-Doku deutet an, der Schauspieler sei an der Festnahme des Drogenbosses El Chapo beteiligt gewesen. Wie ein eigentlich öder Film gefährlich wurde.

Von Jürgen Schmieder

Natürlich brauchte es dieses Foto als Beweismittel. Sean Penn steht vor einer weißen Wand, er schüttelt die Hand von Joaquín Archivaldo Guzmán Loera, besser bekannt unter dem Namen El Chapo. Die Details auf diesem Foto - der Hintergrund, der Handschlag, die ernsten Gesichter - sind bedeutsam, sie sollen eine Fälschung ausschließen und bestätigen: Der amerikanische Schauspieler hat im Oktober 2015 tatsächlich den mexikanischen Drogenboss getroffen, zum Zeitpunkt der Begegnung der meistgesuchte Verbrecher der Welt.

Die Geschichte klingt eigentlich völlig aberwitzig, zumal der mächtigste Mann Mexikos erst drei Monate davor durch einen 1,5 Kilometer langen Tunnel aus dem vermeintlich ausbruchsicheren Gefängnis El Altiplano geflüchtet war. Er versteckte sich in den Bergen, sondierte als skrupelloser Chef des Sinaloa-Kartells seine Geschäfte und kämpfte gegen zahlreiche Feinde - es war überlebenswichtig für ihn, nicht entdeckt zu werden. Und mitten in dieser Situation verabredet er sich also mit einem Schauspieler zu einem Interview für das Magazin Rolling Stone, eingefädelt auch noch von einer Seifenopern-Darstellerin, der Mexikanerin Kate del Castillo.

Es gab immer wieder die Spekulation, Penn habe mit den Behörden zusammengearbeitet

Der Artikel von Penn, 57, erschien im Januar 2016, einen Tag nach der erneuten Ergreifung von El Chapo. Nun erzählt del Castillo, 45, ihre Version der Geschichte dieses Treffens in der dreiteiligen Netflix-Dokumentation The Day I Met El Chapo: The Kate del Castillo Story - und Penn fürchtet deshalb offenbar um sein Leben.

Sein Anwalt Theodore Boutrous hat einen Brief an das Streamingportal verfasst mit der Warnung: "Es wird Blut an Ihren Händen kleben, sollte dieser Film zu körperlichem Unheil führen." Penn hat die insgesamt knapp drei Stunden dauernden Filme vorab gesehen und danach gefordert, dass Änderungen vorgenommen werden müssten und dass auch er zu Wort kommen sollte. Es gebe "erhebliche Ungenauigkeiten und Vermutungen", die überaus gefährlich seien. Penn fürchte, dass die Dokumentation impliziere, worüber bereits nach Erscheinen des Rolling-Stones-Artikels heftig spekuliert worden ist und was Mario López Valdez, Gouverneur des mexikanisches Bundesstaates Sinaloa, direkt nach der Verhaftung behauptet hat: Penn habe mit den Behörden zusammengearbeitet und sei deshalb direkt an der Ergreifung von El Chapo in seinem Versteck im Januar 2016 beteiligt gewesen.

"Es ist sträflich, dass del Castillo und ihr Team (die keinerlei Wissen aus erster Hand haben) in ihren fortwährenden Bemühungen um Aufmerksamkeit eine zutiefst falsche, dumme und rücksichtslose Sichtweise präsentieren", heiß es nun in einem Mail-Statement von Penns Sprecher Mark Fabiani: "Die Anmerkung, dass Penn oder jemand in seinem Auftrag das Justizministerium auf diese Reise aufmerksam gemacht haben könnte, ist eine unverschämte Lüge. Es ist nicht passiert - und es hätte auch keinen Grund dafür gegeben."

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