Sky gegen Springer:Bundesliga-Duell der Medienkonzerne

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Pünktlich zur großen 50-Jahre-Bundesliga-Party eskaliert der Streit um die Übertragungsrechte für Highlights aus den Fußballspielen. Pay-TV-Sender Sky hat hierfür eine App entwickelt - und tritt damit dem Axel Springer Verlag munter vors Bein.

Von Christopher Keil

Am Dienstagabend der kommenden Woche feiert die Deutsche Fußball Liga (DFL) in Berlin "50 Jahre Bundesliga". Ebenfalls am kommenden Dienstag wird das Pay-TV-Unternehmen Sky Deutschland die Kennziffern der aktuellen Geschäftsentwicklung vorlegen. Mit Gewinnern auf allen Seiten ist zu rechnen, die Bundesliga steht wirtschaftlich wie sportlich so gut da wie noch nie. Und das gilt wohl auch für Sky.

Doch jetzt deutet viel darauf hin, dass sich in Jubiläum und Zahlenjubel auch Misstöne mischen könnten. Es geht um Übertragungsrechte, Exklusivität und Abonnenten. Offenbar unter nicht geringem Druck verbreitete die DFL an diesem Freitagabend ein knappes Bulletin: "Die Medienpartner der Bundesliga haben im Rahmen der Ausschreibung klar definierte Rechte erworben. Dies gilt auch für das exklusive Recht von Axel Springer."

Was wie eine Schutzerklärung klingt, ist eine Schutzerklärung. Was ist passiert? Mit großem Selbstbewusstsein und erkennbarer Freude hatte Sky in dieser Woche seinen Kanal Sky Sport News HD beworben. Schneller als bei allen anderen, so die Botschaft der TV-Plattform aus München, werde auf dem Sender unmittelbar nach Abpfiff der Bundesligaspiele gezeigt, was sich in den Stadien gerade zugetragen hat. Sky ließ in den vergangenen Monaten eine App entwickeln, um das Programm für Smartphone und iPad jetzt gegen eine geringe Gebühr (weniger als fünf Euro) verfügbar zu machen - und trat damit dem Axel Springer Verlag munter vors Bein.

Der Berliner Medienkonzern hatte bei der bislang letzten TV-Rechte Auktion ein Highlight Paket für die Dauer von vier Jahren erworben, das es bisher nicht gab. Exklusive Fuball-Clips sollen die neue Online-Marke "Bild plus" aufwerten. Dafür investierte Vorstandschef Mathias Döpfner 20 Millionen Euro, Döpfner will die Erlöse aus dem Digitalgeschäft mit großem finanziellem Engagement steigern. Gerade erst verkaufte Springer für 920 Millionen Euro Tageszeitungen und Magazine und hat nun ein Budget, um das digitale Geschäftsfeld auszubauen.

Eintrittsportal in die errichtete Bild-Paywall soll die Fußball-Bundesliga werden. Von der neuen Saison an, die Meister FC Bayern am 9. August eröffnet, kann der Verlag eine Stunde nach Spielende Zusammenfassungen der Spiele im Internet zum kostenpflichtigen Abruf einstellen ("on demand"). Ein konkurrierendes Internet-Angebot, das früher erreichbar ist und auch mit kurzen Toreinblendungen wirbt, wird bei Springer als Beschädigung des eigenen, exklusiven Verwertungsrechts empfunden.

"Alle Pakete enthalten Berechtigungen, aber auch Grenzen"

Offenbar stellt sich die DFL jetzt an die Seite Döpfners. "Alle Pakete enthalten bestimmte Berechtigungen, aber auch Grenzen, die die jeweiligen Exklusivitäten sicherstellen sollen", lässt DFL-Geschäftsführer Christian Seifert verbreiten. "Diese Grenzen sind von allen Rechte-Inhabern einzuhalten."

Einer, der an der Auseinandersetzung beteiligt ist, glaubt nicht, dass Sky wegen einer Spielerei in der Nische den Konflikt mit Springer und der DFL riskiert. Sky bringt sämtliche Spiele der ersten und zweiten Bundesliga live auf alle Vertriebswege - Kabel, Satellit, Internet, Mobile TV, IP-TV - und ist mit dem Produkt Sky Go erfolgreich. Die Pay-TV-Manager glauben offenbar, dass sie berechtigt sind, zeitnahe Zusammenfassungen der Spiele auf ihrem Nachrichtensender auszustrahlen, den es seit 2011 gibt.

Die DFL vertritt einen anderen Standpunkt. "Das Angebot einer separat buchbaren App, die möglicherweise unmittelbar nach Abpfiff alle Tore des aktuellen Spieltags beinhaltet, wirft in dieser Hinsicht einige Fragen auf", heißt es nun. Kurzfristig soll " im Dialog mit den Beteiligten eine Klärung" herbeigeführt werden.

Sky fühlt sich auf der sicheren Seite des Rechts

Bei Springer scheint die Erregung groß und die Kompromissbereitschaft gering zu sein. Den Highlight Videos wird als Kundenschlepper für "Bild plus" viel zugetraut - im Verlag. Sky, das vom wendigen Amerikaner Brian Sullivan gelenkt wird, fühlt sich auf der sicheren Seite des Rechts. Zum einen werde mit der App nur das ohnehin produzierte lineare TV-Bild und dann auch noch in anderer Technik (Livestream) zur Verfügung gestellt. Zum anderen habe Sky Sport News HD immer Zusammenfassungen präsentiert.

Nach SZ-Informationen sollen das allerdings Gewährleistungen gewesen sein, die die DFL Sky zugestanden hatte, als der News-Kanal vor zwei Jahren gestartet wurde. Angeblich gebe es kein ausgehandeltes Recht auf Zusammenfassungen im Sender Sky Sport News HD. Der Kompromiss könnte sein, dass Sky die Highlights der Spiele zwar weiter anbieten darf, allerdings im Internet nicht vor Springers Highlights, sondern erst mit großzügigem zeitlichem Abstand.

Sky allerdings könnte ein mächtiges Argument einwerfen. Bis Sommer 2017 wird die DFL 2,5 Milliarden Euro aus dem Verkauf der Medienrechte erlösen. Sky Deutschland ist mit 485,7 Millionen der mit Abstand wichtigste DFL-Partner.

Am kommenden Dienstag werden sich alle Parteien bei der Bundesligaparty in Berlin treffen. Dass die Leute von Sky der DFL bereits Anfang Mai ihr Projekt mit der App vorstellten, wird dann auch Thema sein - beim Nischengipfel.

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