Der Krieg war vorbei, Hamburg war ausgebrannt, aber es gab Hoffnung auf bessere Zeiten, als sich der junge Verlegersohn Axel Cäsar Springer bei den Briten, die das Sagen hatten, um eine Drucklizenz bewarb.
Legendär war sein Auftritt. Ein Bewerber nach dem anderen berichtete, von den Nazis übel verfolgt worden zu sein. Der dandyhafte Springer, der mit den Briten viel über Demokratie diskutiert hatte, kam als letzter an die Reihe. Auf die Frage des Militärgouverneurs, wer ihn verfolgt habe, soll er geantwortet haben: "Ooch, eigentlich nur die Frauen." Er bekam den Zuschlag und machte was draus.
Am 15. Dezember 1946 bekam er die Lizenz für die Rundfunkzeitschrift Hörzu, deren erster Chefredakteur der legendäre Eduard Rhein war. Die Zeitschrift veränderte die deutsche Zeitungslandschaft nicht nur mit dem Redaktionsigel Mecki und Charly Pinguin.
Das Blatt brachte Farbe in die Zeitungswelt. Am 14. Oktober 1948 erschien dann erstmals das Hamburger Abendblatt, auch ein neues Springer-Geschöpf. Vielleicht sogar seine gelungenste Schöpfung.
Die Idee des Blattes war simpel: Hamburg. Die Ausführung war erfolgreich. Das Blatt zeigte, dass der junge Verleger ein großer Zeitungsmacher war: "Mit der Heimat im Herzen die Welt umfassen." Alles, was bei Springer danach kam, egal ob Welt oder Bild, kam nach Hörzu und Hamburger Abendblatt.
Ein historischer Moment
Seit diesen Donnerstag ist alles anders. Springer-Chef Mathias Döpfner verkündete den radikalen Schnitt. Er verkauft die Regionalzeitungen und einen Großteil der Zeitschriften, unter anderem Hamburger Abendblatt, Berliner Morgenpost, Hörzu, TV Digital, Funkuhr, Bild der Frau, an die Funke-Mediengruppe, wie der WAZ-Konzern sich seit einiger Zeit nennt.
Es ist ein historischer Moment. Und es sagt viel über Springer und den neuen Kurs aus, dass die Mitarbeiter am Morgen zuerst per E-Mail vom Vorstandschef über den Verkauf informiert wurden. "Mit schwerem Herzen" erfolge der Verkauf, schrieb Döpfner.