Serien des Monats Januar:Verlorene Kinder, verschwundene Forscher

Lesezeit: 2 min

Hat sie gemordet oder nicht? Die Verdächtige Lorna Brady (Ruth Wilson). (Foto: Chris Barr/Paramount+ via AP)

Traumata in Irland, Tote in der Polarnacht Alaskas und die fünfte Staffel "Fargo": die Empfehlungen der Redaktion.

Von Aurelie von Blazekovic, Carolin Gasteiger, Fritz Göttler und Kathleen Hildebrand

The Woman in the Wall

Worum geht's: Nach einer Nacht im Pub wacht Lorna Brady zu Hause auf, in ihrer Abstellkammer liegt eine Leiche. Wahrscheinlich ist die Tote jene Frau, die ihr etwas über den Verbleib von Lornas kleiner Tochter verraten wollte. Das Kind wurde ihr 30 Jahre zuvor in einem "Magdalenenheim" weggenommen - den ausbeuterischen Mutter-Kind-Einrichtungen der katholischen Kirche, die seit ihrer Aufdeckung Ende der Neunzigerjahre in Irland einen der größten Kirchenskandale der Welt ausgelöst haben. Eine wilde, gefühlvolle Serie über Traumata.

Heimlicher Star: Immer wieder wird der lokale Mythos der "Wailing Woman" erwähnt, einer klagenden Geisterfrau, die nur besänftigt werden kann, indem man ihr Haar bürstet.

Nicht geeignet für: Irland-Romantiker. Sanfte grüne Hügel sieht man nur sehr selten. Kathleen Hildebrand

Sechs Folgen, auf Paramount+.

Fargo

Brutal: Jon Hamm als Roy Tillman. (Foto: Michelle Faye/FX)

Worum geht's: Jon Hamm als brutaler Sheriff Roy Tillman will seine vor Jahren vor ihm geflohene Ex-Frau (Juno Temple) wieder einfangen. Das wird schwierig. "Kevin allein zu Haus" im mörderischen Minnesota, Trump-Amerika trifft auf Fargo, die fünfte Staffel der Serienadapation des Filmklassikers der Coen-Brüder.

Heimlicher Star: Der britische Schauspieler Sam Spruell, der einem untoten Auftragsmörder im Kilt eine ganz eigene Sprache verleiht. Und für den Fargo in ein paar Szenen Rückblende gleich 500 Jahre in die Vergangenheit springt.

Nicht geeignet für: Fortsetzungszyniker. Auch die fünfte Staffel einer Serie mit heiß geliebter Filmvorlage kann noch mehr als sehenswert sein. Aurelie von Blazekovic

Zehn Folgen, auf Magenta TV.

True Detective: Night Country

Polizeidienst im Dunkeln: Kali Reis als Evangeline Navarro. (Foto: Warner/ 2024 Home Box Office, Inc. All rights reserved.)

Worum geht's: Alaska während der Polarnacht. In Eis und Schnee werden die Wissenschaftler einer Forschungsstation tot aufgefunden. Aber da es in dem Örtchen Ennis nicht nur äußerlich dunkel und kalt ist, haben Detective Liz Danvers (großartig: Jodie Foster) und ihre Partnerin es nicht leicht. Ganz anders, aber nicht weniger sehenswert als die vorherigen Staffeln.

Heimlicher Star: Kali Reis als Polizistin Evangeline Navarro. Als frühere Profiboxerin ist sie allein optisch ähnlich gewaltig wie die Polarnacht. Und steht so kaum im Schatten von Jodie Foster.

Nicht geeignet für: Verfrorene. Und Beatles-Fans, Liz Danvers ist nämlich keiner. Carolin Gasteiger

Sechs Folgen, auf Wow.

Criminal Record

Jung gegen Alt, schwarze Frau gegen weißen Mann: Cush Jumbo und Peter Capaldi in "Criminal Record". (Foto: 2023 Apple Inc.)

Worum geht's: Ein nächtlicher Telefonhilferuf wegen häuslicher Gewalt löst die Wiederaufnahme eines alten Mordfalls aus - sitzt ein (schwarzer) Mann seit Jahren dafür unschuldig im Gefängnis, und warum hat er den Mord gestanden? Hat der Ermittler von damals, ein alter weißer Mann (Peter Capaldi), sauber gearbeitet? Die Kriminalbeamtin June Lenker (Cush Jumbo) möchte beweisen, dass es damals ein Komplott gab, und kommt dabei selbst nicht ohne dubiose Methoden aus.

Heimlicher Star: Die Kinder der Beteiligten sind alle fantastisch, die der Ermittler wie die der Kriminellen, sie müssen es ausbaden, wenn ihre Eltern falsche Entscheidungen treffen.

Nicht geeignet für: Zuschauer, die schockiert sind, wenn brutale Gangkriminalität sich gegen Jugendliche richtet. Fritz Göttler

Acht Folgen, auf Apple TV+.

Haus aus Glas

Worum geht's: Als die jüngste Tochter Emily heiratet, und sogar Sohn Felix aus Kanada zu Besuch kommt, brechen im Hause Schwarz alte Wunden wieder auf. Und man sieht einer völlig kaputten Familie sechs Folgen lang dabei zu, wie sie sich um Kopf und Kragen lügt. Hauptsache, nach außen hin bleibt der Schein gewahrt.

Heimlicher Star: Merlin Rose wirkt als Felix Schwarz von Anfang an verdächtig: still, unsicher, aber mit Potenzial zum Eklat. Der passiert, als er ein Firmenmeeting in Messingmaske stört. Zu dem Zeitpunkt wundert einen gar nichts mehr.

Nicht geeignet für: Harmoniehäschen und Familienmenschen. Wobei, vielleicht ist es auch ganz heilsam. Carolin Gasteiger

Sechs Folgen, in der ARD-Mediathek .

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