Schauspielerin ChrisTine Urspruch:"Das Spielen mit Klischees macht mir Freude"

Lesezeit: 3 min

"Eine sehr vielfältige Figur": ChrisTine Urspruch über Dr. Klein. (Im Bild mit Film-Ehemann Arnd Klawitter) (Foto: Markus Fenchel / ZDF)

Bekannt wurde sie als Gerichtsmedizinerin im "Tatort: Münster", nun schlüpft ChrisTine Urspruch für das ZDF in einen Arztkittel. Im Interview erzählt sie, was sie an "Dr. Klein" gereizt hat und welche Rollen sie künftig spielen möchte.

Von Matthias Kohlmaier

Wenn man sie fragt, was denn das große T mitten in ihrem Vornamen zu suchen hat, erklärt sie, die selbstgewählte Schreibweise sei "ein spielerischer Umgang zwischen klein und groß": ChrisTine Urspruch, 1,32 Meter groß. Auch ihr neues Projekt im ZDF ist voll von Anspielungen auf ihre Körpergröße, das fängt schon beim Namen der Serie an an. Dr. Klein zeigt den Alltag einen erfolgreichen Ärztin, die sich neben stressigem Beruf auch noch mit einem dementen Vater und einer pubertierenden Tochter herumplagen muss.

Bekanntgeworden ist ChrisTine Urspruch durch ihre Rolle als Sams in der gleichnamigen Filmreihe, vor allem aber als Gerichtsmedizinerin Silke Haller im Münsteraner Tatort. Die 44-Jährige ist mit dem Theaterregisseur Tobias Materna verheiratet, das Paar hat eine Tochter.

SZ.de: Frau Urspruch, Gratulation.

ChrisTine Urspruch: Danke. Aber wozu?

Zu Ihrer Rolle im derzeit und seit vielen Jahren erfolgreichsten Tatort-Team. Den letzten Fall haben mehr als 13 Millionen Zuschauer vor dem Fernseher verfolgt.

Das ist schon außergewöhnlich und ich bin wirklich sehr stolz auf das, was uns da gelungen ist.

Viele Ihrer Kollegen behaupten, die Quote sei ihnen egal. Das scheint bei Ihnen nicht zuzutreffen.

Natürlich interessiert mich das, auch wenn ich davon nicht mein Lebensglück abhängig mache. Aber zugegeben: Seit wir mit dem Tatort jedes Mal solche Zahlen erzielen, macht es mir schon viel Spaß, am Montagmorgen der Quote nachzuspüren.

YouTube

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von YouTube angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von YouTube angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Woran liegt es denn Ihrer Meinung nach, dass ausgerechnet das Münsteraner Konzept so gut ankommt?

Da kommen ein paar Faktoren zusammen und endgültig analysieren kann ich das auch nicht. Ich glaube aber, es hat was mit Einzigartigkeit zu tun, mit der Zusammenstellung der skurrilen Hauptfiguren. Und natürlich mit diesem Humor, der sich schon weit aus dem Fenster lehnt, aber offensichtlich einen Nerv unserer Zeit trifft.

Diesen Humor hält mancher Kritiker für Klamauk.

Vielleicht ist der Klamauk-Pegel ab und an wirklich etwas hoch, aber das ist ein Risiko, das man eingehen muss. Wir wollen schließlich auch kein gefälliges Programm machen, da darf man sich schon dran reiben. Ich bekomme bis jetzt von den meisten Zuschauern das Feedback, dass es schon okay ist, wenn bei unseren Filmen der Fall nicht so im Vordergrund steht.

Der letzte Tatort: Münster hat die von Ihnen gespielte Gerichtsmedizinerin Silke Haller mehr ins Zentrum gestellt. Sind Sie zufrieden mit der Entwicklung der Figur?

Für meinen Geschmack wäre die Rolle schon noch ein bisschen ausbaufähig. Im aktuellen Fall war es natürlich schön, dass Alberich (Professor Boerne nennt seine Kollegin wegen ihrer Kleinwüchsigkeit nach dem König des mythologischen Zwergengeschlechts aus dem "Nibelungenlied", Anm. d. Red.) in Abwesenheit von Professor Boerne intensiver an den Ermittlungen mitarbeiten konnte. In unserem nächsten Film wird sie aber wieder mehr in der Gerichtsmedizin verortet sein. Mal sehen, wie es danach weitergeht.

Tatort Münster: "Mord ist die beste Medizin"
:Richtig auf das Ei

Arztwitze aus der Apothekenzeitung und die übliche Nummernrevue: Der Münsteraner "Tatort" handelt von Deals mit verfälschten Medikamenten und ist selbst eine Mogelpackung.

Von Holger Gertz

Die Rolle der Alberich taugt auch als Vorbereitung für andere Aufgaben. Durch das medizinische Grundwissen, das Sie sich im Tatort angeeignet haben, dürften Sie gegenüber Ihren neuen Kollegen in der Serie Dr. Klein Vorteile haben.

Ehrlich gesagt: Ich stand auch wieder da wie der Ochs vorm Berg. Aber wir hatten zum Glück eine fachkundige medizinische Beratung, die uns Handgriffe und im Notfall auch Fachtermini immer wieder erklärt hat.

Was hat Sie denn an der Rolle der Dr. Klein gereizt?

Es ist eine sehr vielfältige Figur. Sie hat nicht nur ihren Beruf, sondern muss auch privat eine Menge Herausforderungen meistern, ist verheiratet, hat Kinder. Interessant fand ich auch die sehr moderne Rollenverteilung: Dr. Klein macht Karriere als Ärztin, ihr Mann ist zu Hause und betreut die Kinder. Natürlich fällt es umso mehr aus der Norm, dass eine kleinwüchsige Frau einen leitenden Posten bekommt und damit Ernährerin einer Familie ist. Das Über-den-Haufen-Werfen von Vorurteilen und das Spielen mit Klischees macht mir Freude.

"Sie ist eine Größe auf ihrem Gebiet" und "Man wächst an seinen Aufgaben" sind nur zwei von zahllosen Anspielungen auf Ihre Körpergröße in Dr. Klein. Haben Sie keine Sorge, dass die Zuschauer das etwas bemüht lustig finden könnten?

Vielleicht besteht die Gefahr. Ich hoffe mal, wir vergraulen die Zuschauer damit nicht. Wenn ich aber an mein eigenes Leben denke, ist es doch ziemlich authentisch. Ich bin es inzwischen gewohnt, dass immer mal wieder solche Sprüche fallen wie 'Sie ist eine ganz Große'. Ich würde mir wünschen, dass die Leute am Ende der ersten Staffel denken: Egal, wie groß sie ist, eigentlich ist das doch eine völlig normale Frau mit völlig normalen Sorgen.

Impressionen zu "Wetten, dass..?"
:Du willst mich doch veräppeln

Nach 180 zähen, bisweilen bizarren Minuten bleibt die Erkenntnis: Markus Lanz beherrscht die knallharte Interviewtechnik auch am Rande des Kuschelsofas. Und man sollte wirklich mal über Mäusefallen nachdenken. Splitter des "Wetten, dass..?"-Wahnsinns.

Sie haben in einem Interview mal gesagt, Sie würden gerne etwas "Zwielichtiges, Böses, Machtbesessenes" spielen, das klappt mit Dr. Klein ja nun nicht. Haben Sie Projekte in Planung, die in diese Richtung gehen?

Im Moment leider nicht. Den Wunsch, etwas in der Richtung zu machen, habe ich aber immer noch - besonders, weil ich bisher meist sympathische Charaktere spiele. Aber ich hoffe schon, mittelfristig auch mal eine dunklere Seite von mir zeigen zu dürfen.

Bei Wetten, dass..? am vergangenen Samstag konnten Sie nochmal Werbung für sich und das neue Projekt machen. Machen Sie solche Auftritte nach vielen Jahren im Geschäft noch nervös?

Unbedingt. Mir schreibt ja keiner ein Drehbuch, da muss ich ganz ich sein. So etwas kann wunderbar klappen, kann aber auch furchtbar schiefgehen.

Dr. Klein , ZDF, freitags, 19.25 Uhr

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: