"SaFahri - Eine Reise zu den Elementen" bei Sky:Fahri will's wissen

Lesezeit: 3 min

"Während die Welt dabei ist, den Bach runterzugehen, kriege ich meinen Arsch nicht hoch", sagt Fahri Yardim. Und dann ändert er das. (Foto: Eric Anders/dpa)

Schauspieler Fahri Yardim lernt in seiner neuen Naturdokumentation die vier Elemente kennen - eine angenehme Mischung aus Biounterricht und Klamauk.

Von Dennis Müller

Bäume umarmen, das tun außerhalb des Wahlkampfs eigentlich nur Leute in Naturdokus, denen die Bilder ausgehen, unter die sie später ihre pathetischen Phrasen raunen können. Schauspieler Fahri Yardim lässt sich in seiner neuen Doku-Reihe ebenfalls zum Bäumeschmusen hinreißen, über die Affigkeit der Bilder ist er sich aber jederzeit im Klaren. Das verrät jedenfalls sein verschmitztes Grinsen, das er über die fünf Folgen beibehält, in denen er für den neuen Pay-TV-Spartensender Sky Nature die Elemente Erde, Wasser, Feuer und Luft erkundet.

Dafür nimmt sich Yardim gerade jetzt Zeit - weil er das Gefühl hat, die Natur würde Großstädtern wie ihm zu einem ungünstigen Zeitpunkt abhandenkommen. "Während die Welt dabei ist, den Bach runterzugehen, kriege ich meinen Arsch nicht hoch", sagt er im Vorspann. "Bis jetzt." Seine SaFahri präsentiert sich dennoch weniger als ein hoffnungsloser Krankenhausbesuch bei Patientin Erde, Yardim misst vielmehr ihren Puls, um zu zeigen, dass sie noch atmet. Die vier Elemente dienen als Indikatoren.

"Ist das schon regenerativ, weil Hühner hier rumhampeln?", fragt der Naturnovize Yardim

Dafür reist Yardim durch Deutschland und seine Nachbarländer, an jedem Halt begegnen ihm Experten für die jeweilige Flora: Mit dem Isarbeauftragten wird gefischt, mit der Waldtherapeutin meditiert und mit regenerativen Landwirten umgepflanzt. Es sind die Momente, die ihm als Naturnovizen am meisten liegen, weil er die Fachleute Willi-wills-wissen-artig ausquetschen darf, blöde Fragen gibt's nicht ("Ist das schon regenerativ, weil Hühner hier rumhampeln?"). Ja, Yardim gefällt sich in der flapsigen Rolle des Klassenclowns auf Schulausflug, die man etwas überdrehter aus der Comedyserie Jerks. kennt, er mit Christian Ulmen eben. Einen Gletscherforscher führt er zum Beispiel als "eine Koryphäe, quasi den Yeti der Schweiz" ein, und fügt hinzu, dass der Mann zwar "unfassbar langsam" rede, aber ein "Herz aus Eis" habe. Dass er solche Bemerkungen doch als Komplimente sieht, merkt man, wenn er die Leute dann trifft. Da überwiegt stets die Ehrfurcht vor denen, die sich der Rettung der Umwelt verschrieben haben.

Glaziologe Felix Keller (r.) hat eine Technologie entwickelt, mit der Gletscher vor dem Abschmelzen bewahrt werden sollen. (Foto: Eric Anders / Sky Deutschland)

Für einige kann das ungewohnt, womöglich sogar störend wirken, wenn man andere Naturdokus mit Promifaktor gewohnt ist. Schauspielerkollege Leonardo DiCaprio produziert in den USA schon seit Langem solche Filme, für das ZDF stiefelt immer wieder Hannes Jaenicke durch die Wildnis. Dessen Ansatz ist allerdings weitaus missionarischer als der von Yardim, denn wo Jaenicke mit investigativen Recherchen und drastischen Bildern bei den Menschen ein Bewusstsein für den Klimawandel schaffen will, muss Yardim es für sich selbst erst einmal entdecken. "Ich glaube, ich würde es hier nicht lange durchhalten", gibt er an einem regenerativen Möhrenbeet zu. Die Bemühungen der Landwirte, auf ihrem kleinen Areal den Boden nicht nur erhalten, sondern aufbauen zu wollen, nennt Yardim "traurig und hoffnungsvoll zugleich". Er sei sich "nicht sicher", sagt er, "ob wir mit diesen kleinen Knollen die Welt ernähren können". Mit dieser Überforderung vor den Herausforderungen der Zukunft drückt Yardim ein Gefühl aus, das viele umtreibt, ohne dabei dem Fatalismus zu verfallen.

"Ich gehe gerne in die Verdrängung", sagt Fahri einmal selbstkritisch zum Thema Abholzung, und zu Hause nickt man

Umweltschutz von der Podiumsdiskussion in die Unterhaltung zu hieven, kann nämlich klappen und Menschen vielleicht sogar mehr inspirieren, als es bedrohliche Zahlen und Baumdiagramme schaffen. Das hat zuletzt auch das ZDF eingesehen, als es seinem Doku-Format Terra X die Fernsehpreis-nominierte Abkopplung Die große Terra-X-Show gab, bald steht auch Wissenschaftserklärerin Mai Thi Nguyen-Kim in einer humorvollen Abendsendung für ZDF Neo vor der Kamera. Mit Yardims SaFahri mischt auch Sky bei dem Trend mit. Seine Reise zu den Elementen ist eine angenehme, weil leicht verträgliche Mischung aus Biounterricht und Klamauk, in der der prominente Protagonist erst etwas über die Bedeutung der Humusschicht erfährt und sich wenig später darüber beömmeln darf, dass Eber "sechs Minuten durchejakulieren" können.

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Kritisieren kann man, dass die Kameras nicht die ganz großen Bilder einfangen, die man aus vergleichbaren Dokumentationen kennt. Der kleinere Rahmen hat allerdings den Vorteil, dass so Großstadtlümmel Yardim im Mittelpunkt steht, der dem Genre Naturdoku eine eigene, selbstkritische Note hinzuzufügen hat. "Ich gehe gerne in die Verdrängung", sagt er an einer Stelle - und zu Hause nickt man, weil in derselben Minute wieder 13 Fußballfelder Wald abgeholzt wurden, wie man vor dem Eber-Exkurs gelernt hat. Eine wilde Mischung, die funktioniert.

SaFahri - Eine Reise zu den Elementen, donnerstags, 20.15 Uhr, Sky Nature, alle bisherigen Folgen auf Abruf bei Sky Ticket.

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