Prinz Harry vor Gericht:Frühere Königshaus-Reporterin sagt aus

Jane Kerr am Donnerstag vor dem High Court in London. (Foto: Frank Augstein/AP)

Überraschend tritt im Prozess gegen britische Boulevardmedien eine frühere Chefin des "Daily Mirror" auf, die häufig über Prinz Harry schrieb.

Von Michael Neudecker, London

Im Telefon-Hacking-Prozess gegen die britische Mirror Newspaper Group ist am Mittwoch und Donnerstag überraschend die frühere stellvertretende Chefredakteurin des Daily Mirror befragt worden. Jane Kerr war zudem von 1997 bis 2005 als Reporterin für die Royals zuständig, weshalb der Richter Kerr gegen ihren Willen in den Zeugenstand beorderte. In dem Prozess ist die Mirror-Gruppe beschuldigt, sich auf illegalem Weg Informationen für Artikel verschafft zu haben, etwa durch das Abhören von Telefonen. Die individuellen Vorwürfe von vier Klägern sind dabei zugelassen, unter ihnen auch der britische Prinz Harry, der am Dienstag und Mittwoch insgesamt acht Stunden lang aussagte. In Harrys Fall geht es um 33 Artikel, die zwischen 1996 und 2010 veröffentlicht wurden, bei zehn davon erscheint Kerrs Name in der Autorenzeile. Kerr stritt die Beschuldigungen im Wesentlichen ab.

Während Kerrs wie auch während Harrys Befragung wurde detailliert über die einzelnen Artikel gesprochen. Allein Harrys Zeugenaussage ist 55 Seiten lang. Die Schwierigkeit für Harry besteht darin, nachzuweisen, dass es nicht um generell fragwürdige und aufdringliche Methoden der Reporter geht, sondern um widerrechtliches Vorgehen in konkreten Fällen. Sollte ihm dies in nur einem Fall gelingen, würde die Mirror-Gruppe schuldig gesprochen, was weitreichende Folgen haben könnte. Mehr als hundert weitere Prominente haben bereits geklagt. Ihre Klagen könnten im Fall eines Schuldspruches ebenfalls zugelassen werden.

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