Podcasts des Monats Juli:Große Kunst

Lesezeit: 3 min

(Foto: Luis Murschetz)

Banksy, Monet und Gentileschi: Vier Empfehlungen für Podcasts, die zu akustischen Museumsbesuchen einladen.

Von Aurelie von Blazekovic, Sonja Dawson, Stefan Fischer und Clara Westhoff

Banksy - Rebellion oder Kitsch?

ardaudiothek.de

Im Schatten der Nacht, unter dem Deckmantel seines Hoodys, erschafft er Meisterwerke der Straßenkunst: Banksy, der legendäre Streetart-Künstler, hat die Welt im Sturm erobert und dabei immer das Geheimnis seiner Identität gewahrt. Autorin und Host Ortrun Schütz möchte das Phänomen des rätselhaften Künstlers besser verstehen und begibt sich in neun spannenden Podcast-Folgen auf die Reise zu den bedeutendsten Orten in dessen Leben. Von seinem angeblichen Heimatort Bristol bis hin zu internationalen Hotspots wie London, Berlin und New York folgt sie seinen Spuren. Als Zuhörende sind wir dabei, wenn Schütz ihre Interviewpartner mit gezielten Fragen herausfordert oder bereits aufgezeichnete Gespräche mit Banksys Bekannten eingespielt werden. Dabei verleiht der Schauspieler Peter Becker den zentralen Statements von Banksy, die im Laufe der Jahre veröffentlicht wurden, seine Stimme. Eine spannende Entdeckungstour über den ungewöhnlichen, künstlerisch auch umstrittenen Mann hinter den Graffiti entfaltet sich, bei der viele Fragen aufgeworfen werden und auf der es ein paar aufschlussreiche Antworten gibt: Wer ist Banksy? Welche Motivationen treiben ihn an? Ist er Rebell oder bloß ein geschickter Vermarkter? Sonja Dawson

Kunst und Leben - Der Monopol Podcast

open.spotify.com

Die vermeintlich weiße Antike, die schmerzliche Dringlichkeit von Louise Bourgeois' Kunst und Museen als Ort der Diskussion - der Podcast des Kunstmagazins Monopol und des Podcast-Radios detektor.fm greift in jeder Folge ein sehr spezifisches Thema aus der Kunstwelt auf. Dieses wird mund- beziehungsweise ohrgerecht in meist weniger als 30 Minuten erläutert. Die Kürze der Episoden verführt einerseits dazu, unbekannten und vielleicht sogar missfallenden Themen eine Chance zu geben. Andererseits geben die interessanten Schwerpunkte meist viel mehr her, als in einer halben Stunde besprochen werden kann. Dadurch wird der Podcast an der einen oder anderen Stelle zum Teaser für das Kunstmagazin, in dem dann deutlich mehr in die Tiefe gegangen wird. Moderiert wird der Podcast von Aileen Wrozyna, die eine wunderbare Stimme, aber leider kein vertiefendes Wissen über Kunst hat - das merkt man einigen Nachfragen an. Ausgeglichen wird das durch die Expertise der Gäste, meist sind das Monopol-Redakteure. Was in Alltagsgesprächen ziemlich nervt, ist die große Stärke dieses Podcasts: das Namedropping. Am laufenden Bande werden Künstler, Ausstellungen und Galerien erwähnt, die man sich unbedingt notieren sollte. Clara Westhoff

Bow Down: Women in Art

frieze.com

Schnelle Frage, ohne googlen: Name einer Künstlerin vor dem 20. Jahrhundert? Wer einen nennen kann, ist gut dabei. Das ist die Prämisse des Podcasts Bow Down: Women in Art des internationalen Kunstmagazins Frieze, genau diesem Missstand, also der jahrhundertealten Verkanntheit weiblicher Künstlerinnen, entgegenzuwirken. Die Australierin Jennifer Higgie spricht mit Künstlerinnen über Künstlerinnen aus Vergangenheit und Gegenwart. Mit der Britin Helen Cammock geht es um die Renaissance-Malerin Artemisia Gentileschi, die als erste die weibliche Hand in Aktion darstellte. Hochspannend, weil Artemisia, 1593 in Rom geboren, zu Lebzeiten ihrem Maltutor vorwarf, sie vergewaltigt zu haben, und in einem Gerichtsprozess mit Daumenschrauben gefoltert wurde. In der bereits 2020 abgeschlossenen Podcastreihe lassen sich 18 solcher Geschichten entdecken, von der Filmemacherin Chantal Akerman oder der minimalistischen Malerin Agnes Martin. Mit dem etwas pathosgeladenen Titel Bow Down, der gleich zur Verneigung aufruft, hätte Martin wohl nichts anzufangen gewusst. Sie wird als "farm girl" aus der Prärie beschrieben, als Gegnerin jeglichen Personenkults. Aurelie von Blazekovic

Monet - Zeiten des Umbruchs

open.spotify.com

Obwohl ein Mann, war auch Claude Monet lange Zeit ein Außenseiter in der Kunstwelt. Das lag zum einen an seinem radikalen ästhetischen Ansatz, der mit vielen Konventionen der Zeit gebrochen und ihm einiges an Missachtung in der französischen Künstlerszene eingetragen hat. Zum anderen lag es wohl auch an seinem Charakter: Monet zeigte sich oftmals unerbittlich und ungnädig selbst Freunden und Förderern gegenüber. Das Museum Barberini in Potsdam eröffnet Mitte Juli die Sonderausstellung "Claude Monet und der Französische Impressionismus", gezeigt wird unter anderem eines der bedeutendsten Werke, "Impression, Soleil Levant", eine Leihgabe des Musée Marmottan Monet in Paris. Mit diesem Gemälde beginnt dieser Podcast, den Johannes Nichelmann und Janis Gebhardt mit ihrer Produktionsfirma Studio Jot im Auftrag des Museums Barberini realisieren. Ein ähnliches Projekt hat Nichelmann 2020 gemeinsam mit dem Frankfurter Städel Museum inszeniert: Finding Van Gogh. Diesmal wurde Linda Zervakis als Host gewonnen, die in sechs Folgen durch diese aufregende Künstlerbiografie führt. Stefan Fischer

sz.de/podcast-tipps

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