"Tatort" aus Ludwigshafen:Und wieder kommt jemand durch die Tür

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Daphne Kerala (Annika Blendl,r.), die Ex-Frau des erschlagenen Clubbetreibers, kann Johanna Stern (Lisa Bitter, l.) und Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) angeblich überhaupt nichts über die gefährlichen Geschäfte ihres Ex-Mannes berichten. (Foto: SWR/Jacqueline Krause-Burberg/SWR/Jacqueline Krause-Burberg)

In Ludwigshafen entspinnt sich um einen ermordeten Clubbesitzer ein munterer Schurken-Reigen, aber leider keine gute Geschichte.

Von Claudia Tieschky

In diesem Tatort aus Ludwigshafen gibt es scharfe Hunde, einen schwarzen Kater, ein blondes Kind und ein interessantes Krimithema. Man verrät nicht zu viel, wenn man sagt: Kind, Kater und Hunde sind das, was von diesem Film hängenbleibt.

Es geht in der Episode "Unter Wölfen" (Buch und Regie Tom Bohn) um einen Innenminister mit viel zu guten Beziehungen zur Ludwigshafener Halbwelt, um Security-Unternehmen, deren Angestellte die Clubs in der Stadt drogenfrei halten, aber interessierte Besucher den Dealern auf dem Parkplatz zuführen. Auf diesem Markt herrscht offenbar Krieg, denn der Clubbesitzer Timur Kerala wird nachts aus dem Auto gezerrt und bald danach tot von einem Bagger zusammen mit viel Sand hochgehoben. Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Johanna Stern (Lisa Bitter) ermitteln, erfahren zunächst bloß das über ihn: "Timur liebte nur seinen Ferrari." Was die relativ große Zielgruppe derer, die zu Weihnachten wieder keinen bekommen haben, unfallfrei abholen dürfte.

Insgesamt gehen hier aber so viele Sorten Schurken zu Spannungserzeugungsmusik durch verschiedenste Arten von Türen - Türen von Ministerien und orientalischen Restaurants mit Hinterzimmern, Türen zu Empfängen und einem abgestellten Pullman-Waggon -, dass man nicht nur leicht den Überblick verliert, sondern sich auch wünscht, jemand würde einfach mal irgendwo stehen bleiben und einem wirklich eine Geschichte erzählen. Ausgerechnet die Szene, in der die Einsparungen bei der Polizei thematisiert werden, ein wichtiges Thema, ist dann schrecklich hölzern: Der dubiose Innenminister doziert vor einer Volontärin, die ihm großäugig zuhört und ab und zu ein informiertes Stichwort liefert. Dann kommt wieder jemand durch eine Tür.

Ein Fall für einen großen Bagger: Die Schaufel holt eine Leiche aus dem Schutt. (Foto: SWR/Patricia Neligan/SWR/Patricia Neligan)

Freunde der Figur Lena Odenthal haben sich vielleicht schon gefragt, was aus ihrer Lieblingslederjackenfrau hätte werden können, wenn sie irgendwo im Leben anders abgebogen wäre. Der Fall "Die Pfalz von oben" zum 30. Dienstjubiläum im vorigen November spielte das schön aus. In "Unter Wölfen" nimmt Lena Odenthal Tanja bei sich auf, Keralas zwölfjährige Tochter, mit späterem Berufswunsch Polizistin, weil das Mädchen in Gefahr ist. Theoretisch wird also Lena Odenthals Mütterlichkeit ausgetestet, interessanter Gedanke. Wird dann leider aber so gemacht, dass sie sofort pädagogisches Mehl in eine Schüssel wirft, statt Fertigpizza aufzutischen. Und wie sie bei der ersten Begegnung aus eineinhalb Metern Entfernung wundersam die Mathe-Hausaufgabe korrigiert: "Die Zahlen hinter dem Komma stimmen nicht. Rechne noch mal nach!" Wer an den Röntgenblick glaubt, weiß, dass so was geht. Andere suchen vielleicht nach der nächsten Tür.

26. Dezember, Das Erste, 20.15 Uhr.

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