Podcasts des Monats:Das sind die Podcast-Tipps im November

Lesezeit: 3 min

Was man im November am besten hört - die Podcasts des Monats. (Foto: SZ)

Verschwörungstheorien aus Argentinien, muslimische Identität in Deutschland und Erdbeeren zu Weihnachten: die besten Podcasts, die es gerade zu Hören gibt.

Von SZ-Autoren

Enke - Leben und Tragik eines Torhüters

ndr2.de/podcasts

Die zentrale Frage, die sich Moritz Cassalette stellt, ist die, ob er diesen Podcast überhaupt machen darf. Jede Berichterstattung über Suizide kann zu weiteren führen. Darum kommt das nationale Suizidpräventionsprogramm ausführlich zur Sprache, darum schildert der Sportreporter des NDR die Sicht der Angehörigen, und wo man sich Hilfe holen kann. In zehn Folgen hat Cassalette sich mit dem Leben Robert Enkes, mit der Krankheit Depression, mit dem Suizid und den Folgen beschäftigt. Er spricht mit Enkes Frau, mit Ärzten, Lokführern, mit aktiven Sportlern wie dem Eishockeyspieler Constantin Braun, der offen mit seiner Depression umgeht, und ehemaligen Teamkameraden des Nationaltorhüters wie Per Mertesacker. Cassalette hat sich so intensiv mit der Thematik beschäftigt, wie man es nur tun kann. Das Ergebnis ist ein Podcast, der informiert, berührt, die Perspektive wechselt und dem das gelingt, was bei dem Thema besonders schwierig ist: Er trifft den richtigen Ton. Von Martin Schneider

Maschallah!

deezer.com

"Mit, über und für Muslime in Deutschland - und alle anderen, die sich für uns interessieren." So stellt die Journalistin Merve Kayikci ihren Podcast vor. Das klingt erst einmal viel zu groß für ein Hörformat. Kayikci gelingt es aber, das Thema herunterzubrechen, indem sie mit Gesprächspartnerinnen wie der Herzchirurgin Dilek Gürsoy oder der Bundeswehroffizierin Nariman Hammouti-Reinke auslotet, was muslimische Identität bedeutet, wie man sie lebt und mit welchen Ressentiments man konfrontiert wird. So wie der IT-Manager Cihan Süğür aus Dortmund. Als er sich bei der Jungen Union engagierte, habe es erst einmal geheißen: "Einen karrieregeilen Berufsmigranten wollen wir unter uns nicht", berichtet er. Es sind Gespräche, die vom Erfolg handeln, aber auch vielschichtig und überraschend sind. Weil sie Raum für Widersprüche lassen und für Fragen, wer man ist und wo man steht. Von Verena Mayer

SZ PlusSpotify-Podcast "Ja Ja Nee Nee"
:"Alle sollen die Hosen anbehalten"

Benjamin von Stuckrad-Barre und Jasna Fritzi Bauer im Gespräch über spontane Themenfindung, gespielte Authentizität und Einschlafen als Kritik.

Interview von Quentin Lichtblau

Die Jahre aus Gold und Eis

rbb-online.de/serienstoff

November 1989, Jana und Frank heiraten, mitten in die Feier im Palast der Republik platzt eine Nachricht: Die Mauer ist offen. Wie sich diese Öffnung anfühlt, welche Möglichkeiten sie bringt und welches Befremden, das erzählt Die Jahre aus Gold und Eis aus der Serienstoff-Reihe des RBB. In acht Teilen folgt Tom Peuckerts Podcast zwei fiktiven Ostberliner Familien durch die Zeit nach dem Mauerfall bis in den Sommer 1991. Es geht um Begrüßungsgeld und Erdbeeren zu Weihnachten (im Hintergrund läuft Last Christmas), um Häuserkauf, Schwulenclubs und nie geahnte Reisen. Gleichzeitig klingt ein Gefühl des Verlusts an. Man muss dieses fiktionale Format mögen und hört manche Schauspieler vielleicht lieber als andere. Aber wer sich einlässt, wird direkt in die Zeitgeschichte hineingetragen. Von Elisa Britzelmeier

King Kong Klima

kingkongklima.de

Christian Noll und Boris Demrovski haben bereits 2009 Das Klimakochbuch mit umweltfreundlichen Rezepten und Einkaufstipps veröffentlicht. Nun starten sie ihren Podcast mit dem Ziel, Orientierung zu schaffen im "Öko-Dschungel", wie sie das nennen. Sie setzen auf praktische Tipps, persönliche Erfahrungen und gehen lebensnahen Fragen nach: Ist die Eiswaffel ökologischer als ein Wegwerfbecher? Gibt es im Reisebüro klimafreundliche Angebote? Noll und Demrovski behandeln in jeder Episode ein anderes Thema und laden oft Spezialisten zum Gespräch ein. King Kong Klima ist vor allem für Klimaschutz-Einsteiger geeignet. Von Johanna Hinterholzer

Akte 88 - Staffel 2

swr2.de/hoerspiel

Nur mal angenommen ... Nein, weg mit dem Gedanken! Adolf Hitler hat das Ende des "Dritten Reichs" nicht überlebt. Wer anderes behauptet, hängt Verschwörungstheorien nach. Für bare Münze zu nehmen, was definitiv Unsinn ist, diese Linie überschreiten Walter Filz und Michael Lissek nie. "Denken wir jetzt selbst wie Verschwörungstheoretiker?", fragt Filz seinen SWR-Kollegen einmal, das eigene Tun hinterfragend. Die beiden sind für die zweite Staffel ihres Podcasts nach Argentinien geflogen, dort kursieren absurd viele Geschichten darüber, wo Hitler nach 1945 überall gelebt haben soll. Es sind keine Altnazis oder sonst wie Rechtsextreme, die derlei berichten. Sondern Menschen, die schlicht eine tolle Geschichte zu erzählen glauben. Filz und Lissek sammeln mit kritischer, teils spöttischer Distanz - und leuchten ein aberwitziges Feld aus. Von Stefan Fischer

sz.de/podcast-tipps

© SZ vom 18.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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