Vox-Serie:Shiri will nicht, Shiri muss

Lesezeit: 2 Min.

Shiri (Jasna Fritzi Bauer) eilt ihrem Freund zur Hilfe. (Foto: Stefan Erhard)
  • Seit Der Club der roten Bänder gilt Vox als ernstzunehmender Mitspieler im Seriengeschäft - das bestätigt sich mit der Serie Rampensau einmal mehr.
  • Das liegt vor allem an Hauptdarstellerin Jasna Fritzi Bauer, der die Rolle der Macherin Shiri auf den Leib geschrieben wurde.

Von Hans Hoff

Im Prinzip kann die Sache mit der Energiewende als gelöst betrachtet werden. Wer braucht noch Windkraft, wer braucht noch Braunkohle, wenn es doch Jasna Fritzi Bauer gibt, eine Frau, die als Persönchen daherkommt, aber in ihre Rollen eine Power legt, die das Beste von Blitz und Donner vereint.

In der Shiri, die sie in der neuen Vox-Serie Rampensau spielt, brodelt jedenfalls dauernd etwas. Etwas, gegen das jeder Vulkanausbruch wie ein verschüchterter Pups wirkt. Wenn Shiri durch die Straßen geht und die Kamera ihr vorwegeilt, dann ist das niemals ein Spaziergang, dann hat das immer etwas von einem Rollkommando auf zwei Beinen. Shiri will nicht, Shiri muss. Unbedingt ihren Freund retten und gegen jene ankämpfen, die ihr als Möchtegernschauspielerin nichts zutrauen, die sie wegen ihres Aussehens für ein Kind halten, obwohl doch in ihrem Ausweis steht, dass sie schon 30 Jahre alt ist.

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Rampensau ist die vierte eigenproduzierte Serie, die Vox an den Start bringt, und nimmt man die ersten vier der zehn Folgen als Maßstab, dann könnte der Sender mit dieser Produktion zurückkehren in die Erfolgsspur, die mit Der Club der roten Bänder einst angelegt wurde. Der Club, das war ein Überraschungserfolg, einer, der Preise abräumte und Zuschauer fesselte. Auf einmal galt Vox als ein ernstzunehmender Mitspieler im Seriengeschäft. Aber dann gingen die beiden Folgeserien kräftig baden. Zwar waren Milk & Honey und Das Wichtigste im Leben ordentlich produziert, aber letztlich fehlte beiden etwas, das sie aus der Masse herauszuheben vermochte. An Fortsetzung denkt niemand mehr.

Muss auch niemand, denn jetzt gibt es ja Rampensau, eine Serie, die Jasna Fritzi Bauer ganz offenbar auf den Leib geschrieben bekam von Jan Martin Scharf und Arne Nolting, die auch schon für den Club verantwortlich zeichneten. "Du kannst eben sehr intensiv sein, im Guten wie im Schlechten", sagt ihr Freund, der Shiri eigentlich gerade zu verlassen versucht, dann aber mit einer sehr dicken Tüte Ecstasy gefasst wird. Shiri, die ihn unbedingt retten will, lässt sich zähneknirschend auf einen Deal mit der Polizei ein. Die 30-Jährige geht, weil sie halt wie eine 17-Jährige aussieht, noch einmal zur Schule und versucht rauszukriegen, wer dort die Drogen in Umlauf bringt. Im Gegenzug verspricht die Polizei, etwas für ihren Freund zu tun. Es kommt, wie es kommen muss. Ratzfatz gerät Shiri zwischen die Fronten.

Nun ist es nicht so, dass diese neue Serie keine Schwächen hätte. Einige Figuren sind ein bisschen arg klischeehaft geraten, und manche Wendungen kommen daher wie aus dem Märchenbuch. Zusätzlich wirkt das Konstrukt, dass hier eine Schauspielerin eine Schauspielerin spielt, die eine Schülerin spielen soll, etwas arg bemüht. Aber das macht nichts, weil die Kamera stets sehr nah dran bleibt, wenn die Hauptfigur mit der Wucht einer Naturgewalt alles überspielt. Gleichzeitig hält die Regie das Tempo hoch. Keine Atempause, Geschichte wird erzählt.

Rampensau , Vox, bei TV Now*

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© SZ vom 20.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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