Frankfurt-"Tatort":Vor diesem Mann muss man einfach Angst haben

Lesezeit: 3 min

Wunderbar gruselig: Nicholas Ofczarek als schizophrener Alexander Nolte. (Foto: HR/Bettina Müller)

Im Frankfurter "Tatort" brilliert Nicholas Ofczarek als unheimlicher Mörder. Ein filmisches Meisterstück. Die Nachlese.

Kolumne von Carolin Gasteiger

Darum geht's:

In diesem brillanten Tatort ist der Mord Nebensache. Was viel mehr interessiert, ist der Mörder - und sein Verhältnis zur Frankfurter Kommissarin. Anna Janneke holt mit Alexander Nolte ihre Vergangenheit ein. Vor 19 Jahren hatte sie als Polizeipsychologin ein Gutachten erstellt, das ihn lebenslang hinter Gitter brachte. Und das obwohl, oder gerade weil die beiden auch etwas miteinander hatten, was für Janneke keine, für Nolte allerdings fast zu viel Bedeutung hat. Nun ist Nolte überraschenderweise wieder frei - und lauert der Kommissarin auf. Worauf Janneke sich einstellen muss, verrät das Gedicht, das diesem Fall den Titel gibt:

Der Friederich, der Friederich, das war ein arger Wüterich. Er fing die Fliegen in dem Haus, und riß ihnen die Flügel aus. Er schlug die Stühl' und Vögel tot, die Katzen litten große Not. Und höre nur, wie bös' er war: Er peitschte, ach, sein Gretchen gar!

Hier lesen Sie die Rezension von SZ- Tatort-Kritikerin Katharina Riehl:

ARD-Reihe
:Arg passend konstruiert, der Frankfurter "Tatort"

Die Frankfurter Kommissare ermitteln gegen einen alten Bekannten. Hessen hat manchmal mehr geglänzt. Aber anderswo ist es noch viel dunkler.

TV-Kritik von Katharina Riehl

Bezeichnender Dialog:

Nolte passt Kommissarin Janneke abends vor ihrer Wohnung ab und deutet an, den Mord an einem Obdachlosen zu gestehen. Janneke nimmt ihn mit nach oben.

Janneke: Niemand hört uns zu. Ich weiß es doch so oder so.

Nolte: Wir hatten doch Spaß. Du musstest es kaputt machen.

Janneke: Das solltest du doch wissen.

Nolte: Und wenn das alles deine Schuld war? Vielleicht stand es mir ja bis hier (hebt die Hand auf Höhe der Stirn ), dass die Kaufmann und der Burmeister und seine kleine Hure (Noltes Therapeutin, sein Chef und seine Kollegin; Anm. d. Red.) , diese lächerlichen Kleingeister, mich als Fußabtreter benutzen. Wie habe ich mir da von dir was anderes erhofft! Stattdessen muss ich mit ansehen, wie du dich rumtreibst. Damit hast du praktisch das Urteil über den Penner gesprochen.

Janneke: Du gibst es also zu?

Nolte: Verhafte mich doch. Na los! Aber mach' dir keine Illusionen: Ich bin die Stelle, an der du dich nicht kratzen kannst, solange bis du tot bist.

Die besten Zuschauerkommentare:

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Beste Szene:

Die ist einmal gleich zu Beginn des Tatorts und wird später wieder aufgegriffen. Nolte steht vor einer selbst gebastelten Collage aus ihm als Jesus-Verschnitt, Aufnahmen von Anna Janneke und Sprüchen wie "Das Böse ist des Menschen beste Kraft". Mal küsst er das Foto von Janneke, dann tanzt er wie wild davor herum. Im Hintergrund läuft Rammstein.

Top I:

Margaritha Broich und Nicholas Ofczarek liefern sich als Anna Janneke und Alexander Nolte ein fieses Mentalduell. In jeder Szene wird klar, wie gut sie sich kennen, wie nah sie sich einmal waren - und wie dicht beieinander nun Wahrheit und Verführung liegen, wie es im Pressetext heißt.

Top II:

Mit "Die Geschichte vom bösen Friederich" ist Hermine Huntgeburth ein filmisches Meisterstück gelungen. Das machen zum einen die vielen Visionen Noltes aus: der Sex mit seiner Kollegin, sein Chef, der unter einer Plastiktüte zu ersticken droht oder Brix, der auf einmal Blut spuckt. Zum anderen ist all das passend untermalt von der donnernden Rammstein-Hymne "Asche zu Asche" oder den feinen Klängen klassischer Musik.

Flop:

Höchstens, dass Nolte am Ende tot ist. Mit ihm wäre ein Tatort-Comeback à la Lars Eidinger gut vorstellbar gewesen.

Bester Auftritt:

Widerlich, gruselig und unberechenbar: Nicholas Ofczarek holt aus seinem Alexander Nolte das Schlimmste heraus. Er spielt die Hölle auf Erden. Wenn er sich beim Koksen lasziv die Finger abschleckt; wenn er in Schießer-Feinripp vorm Fernseher steht, das Unterhemd über der Plauze spannt und die Unterhose, na ja, lassen wir das; wenn er von einem Moment auf den anderen sein Gemüt, seine Art zu sprechen, ändert. Selbst wenn seine Augen durch das Vergrößerungsglas seines Mikroskops blicken, verursacht er Gänsehaut. Vor diesem Menschen hat man selbst vor dem Bildschirm noch Angst.

Die Erkenntnis:

Im Grunde ist es ein alter Hut. Privates und Berufliches sollte man einfach trennen. Punkt. Da hilft auch Jannekes kläglicher Versuch, ihr Techtelmechtel mit Nolte als wissenschaftlichen Test abzutun, nichts mehr.

Die Schlusspointe:

Ist abrupt und überraschend - und irgendwie ein bisschen enttäuschend. Zack, bumm, tot, aus, Ende. Wäre da nicht der hasserfüllte Blick Anna Jannekes auf den toten Nolte. Sie hat tatsächlich, was sie will, wie Kaufmann soeben gesagt hat. Was bleibt, sind Blutspritzer auf dem Fensterglas.

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