ARD-Reihe:Arg passend konstruiert, der Frankfurter "Tatort"

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Arg konstruiert ist auch dieses Szenenbild mit Margaritha Broich und Wolfram Koch als Tatort-Kommissare. Passt ja dann zum Fall. (Foto: HR/Bettina Müller)

Die Frankfurter Kommissare ermitteln gegen einen alten Bekannten. Hessen hat manchmal mehr geglänzt. Aber anderswo ist es noch viel dunkler.

TV-Kritik von Katharina Riehl

Ihren letzten Tatort-Auftritt hatten die Kommissare Anna Janneke und Paul Brix kurz nach Weihnachten, auch wenn es im Grunde genommen ja ein Tatort-Auftritt von Margarita Broich und Wolfram Koch gewesen ist. Die Schauspieler spielten sich selbst in einer Episode mit Ulrich Tukur, der beim Dreh eines Tatorts unter Mordverdacht geriet, und die giftigen Dialoge von Tukurs Schauspielerkollegen beim Hessischen Rundfunk waren Höhepunkte in diesem an Höhepunkten nicht gerade armen Film. "Wer bin ich?" führte wieder einmal sehr überzeugend vor, dass der im sonstigen Leben eher unerkannt vor sich hinwurstelnde HR den Tatort glänzen lassen kann.

Nun läuft der dritte eigene Fall der Frankfurter Kommissare, seit knapp einem Jahr sind sie im Amt, und nach drei Folgen kann man sich vielleicht trauen zu sagen: Unter all den sehr vielen neuen Ermittlern, die der Reihe in den vergangenen Jahren zugewiesen wurden, könnten diese beiden eine Zukunft haben.

Nachlese zum Frankfurter "Tatort"
:"Mucho cojones"

Wer ist Brix - und was hat er mit Simon Finger zu tun? In diesem "Tatort" behält man nur schwer den Überblick. Aber es lohnt sich. Die Nachlese - mit den besten Zuschauerkommentaren.

Von Carolin Gasteiger

Denn: Den Hessen ist es nach dem Abgang von Nina Kunzendorf und Joachim Król wieder gelungen, Figuren zu schaffen, die tatsächlich Menschen sein könnten. Anna Janneke plappert ständig Sätze wie diese, in der Hand der von ihr mitgebrachte Kuchen: "Was ist denn, warum gucken Sie so komisch? Mögen Sie keinen Kuchen? Was mögen Sie, sagen Sie es mir!" Ihr Geplapper erzählt ihre ganze Figur.

Von diesem Fall nun (Buch: Volker Einrauch) wird Anna Janneke ziemlich hart rangenommen. Als die Kommissarin noch Polizeipsychologin war, hatte sie ein Gutachten über den Mörder Alexander Nolte (super: Nicholas Ofczarek) geschrieben, der nun nach 20 Jahren entlassen wurde und mit Frau Janneke nicht nur Diverses rupfen möchte, sondern ihr auch Ermittlungsarbeit verschafft, indem er einem Obdachlosen ein Messer in den Bauch rammt. Nolte ist ein brutaler Irrer, doch außer der Kommissarin sieht das keiner. Hermine Huntgeburth hat "Die Geschichte vom bösen Friedrich" inszeniert, Rammstein liefert den Sound zum Wüterich.

Ein bisschen artifiziell wirken Episoden wie diese manchmal, wenn Menschen aus der Vergangenheit der Kommissare auf Rache sinnen, wenn sie morden für die Aufmerksamkeit eines Tatort-Ermittlers. Wenn alles so arg passend konstruiert ist. Hessen hat manchmal noch mehr geglänzt. Aber anderswo ist es sehr oft noch sehr viel dunkler.

ARD, Sonntag, 20.15 Uhr.

© SZ vom 09.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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