Britische Medien:Die BBC legt die Gehälter ihrer Moderatoren offen

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Läuft bei Chris Evans: Der BBC-Moderator ist der bestbezahlte Mitarbeiter der Sendergruppe. (Foto: imago/i Images)

Und das zum ersten Mal. Die Liste der Topverdiener wird hierbei von Männern angeführt und dominiert. An der Spitze steht Chris Evans, der 2016 an "Top Gear" scheiterte.

Von Christian Zaschke

Der ehemalige Fußballer Gary Lineker ließ am Mittwochmorgen auf Twitter wissen, er suche nach seinem Stahlhelm. Lineker verbreitet oft recht amüsante Botschaften, und diese bezog sich darauf, dass er ahnte, ja wusste, welch heftige Kritik im Laufe des Tages auf ihn einprasseln würde. Er moderiert die BBC-Fußballsendung Match of the Day, wofür er gut bezahlt wird. Wie gut genau, ist seit diesem Mittwoch bekannt, da die BBC erstmals die Gehälter ihrer bestverdienenden Moderatoren, Nachrichtensprecher, Schauspieler und sonstigen Mitwirkenden veröffentlicht hat. Lineker erhält für seine Moderationen zwischen 1,75 und 1,8 Millionen Pfund (rund zwei Millionen Euro) pro Jahr. Kaum war diese Zahl in der Welt, wurde er in den sozialen Netzwerken ausgiebig bepöbelt - und da die sozialen Netzwerke nun einmal ziemlich berechenbar sind, hatte Lineker das vorausgesehen.

Dabei ist Lineker nicht einmal der bestbezahlte Mitarbeiter der BBC. Moderator Chris Evans erhielt im vergangenen Jahr zwischen 2,2 und 2,25 Millionen Pfund. Er präsentiert die Frühstückssendung auf Radio 2, zudem hatte er sich im vergangenen Jahr an der Autoshow Top Gear versucht. Letzteres kam allerdings beim Publikum so schlecht an, dass er den Job nach lediglich einer Staffel aufgab. Im Radio ist er jedoch weiterhin zu hören, und BBC-Generaldirektor Tony Hall begründet die fürstlichen Bezahlung wie folgt: "Chris Evans moderiert die beliebteste Sendung des beliebtesten Radio-Netzwerks Europas."

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Die vollständige Veröffentlichung der Gehälter sucht in der Branche ihresgleichen. Allerdings kam sie nicht ganz freiwillig zustande. Alle zehn Jahre einigt sich die BBC mit der Regierung auf eine Verlängerung der "Royal Charter", in der die Rechte und Pflichten des öffentlich-rechtlichen Senders geregelt sind. Bei der letzten Verlängerung im vergangenen Jahr bestand die konservative Regierung darauf, dass die BBC künftig jährlich die Gehälter ihrer Topverdiener offenlegen muss. In diese Kategorie fällt, wer mehr als 150 000 Pfund verdient und damit mehr als die Premierministerin. Theresa May wird mit 142 500 Pfund entlohnt.

Zwei Drittel sind Männer. Bis 2020 soll das Verhältnis der Geschlechter ausgeglichen sein

Die Gehälter von 96 Mitarbeitern hat die BBC am Mittwoch veröffentlicht. Was die meiste Aufmerksamkeit erregte, war weniger die Höhe mancher Saläre, als vielmehr die Tatsache, dass zwei Drittel der Topverdiener Männer sind. Zudem belegen Männer die ersten sieben Plätze der Aufstellung. Die Labour-Abgeordnete Harriet Harman sagte, allein dieser Erkenntnis wegen sei die Veröffentlichung eine gute Sache. "Alle reden von Gleichheit. Aber jetzt ist der Moment gekommen, an dem sich tatsächlich etwas ändern muss."

Generaldirektor Hall versicherte, die BBC arbeite daran, dass Frauen und Männer im Sender gleichgestellt würden. "Wir haben ein klares Ziel für 2020: Wir wollen, dass all unsere wichtigen Posten zu gleichen Teilen von Frauen und Männern besetzt werden. Es gibt bereits Fortschritte. Für die Top-Jobs wurden in den vergangenen drei Jahren 60 Prozent Frauen eingestellt oder befördert."

Bestbezahlte Frau unter den Moderatoren der BBC ist Claudia Winkleman, die die Tanzshow Strictly Come Dancing präsentiert. Sie erhielt zuletzt zwischen 400 000 und 450 000 Pfund. Dass es keine ganz genauen Zahlen gibt, liegt daran, dass die BBC die Beträge in Schritten von 50 000 Pfund angegeben hat. Bei der Tanzshow wird insgesamt recht gut verdient: Jeder der vier Juroren erhält mehr als 150 000 Pfund dafür, dass er die Darbietungen von Tanzpaaren bewertet, die sich aus Prominenten und Profis zusammensetzen.

In Deutschland ist es noch nicht üblich, dass die öffentlich-rechtlichen Sender offenlegen, wie viel Gebührengelder in die Bezahlung von Topverdienern fließen. In Großbritannien steht die BBC damit bisher allein, da die Privatsender nicht über ihre Gehälter sprechen. BBC-Generaldirektor Hall sagte, bei der privaten Konkurrenz werde mehr gezahlt. Sowohl Lineker als auch mehrere prominente Nachrichtenmoderatoren sagten, sie hätten höher dotierte Angebote anderer Sender abgelehnt.

Ein genaues Studium der Liste legt übrigens den Verdacht nahe, dass nicht Chris Evans den besten Vertrag hat, sondern der ehemalige Tennisprofi John McEnroe. Zwar erhielt er die im Vergleich zu Evans' Gehalt mickrige Summe von 150 000 Pfund - aber dafür musste er auch nur zwei Wochen anreisen, um ein paar Tennisspiele im herrlichen Wimbledon zu kommentieren.

© SZ vom 20.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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