Das Handeln mit Sportrechten ist ein Milliardengeschäft, nicht erst seit der bislang letzten Ausschreibung der Übertragungslizenzen für die Fußball-Bundesliga. Mehr als 1,6 Milliarden Euro erlöste die Deutsche Fußball-Liga (DFL) für die Spielzeiten 2009 bis 2013. Ende April soll das Bieterverfahren für die Jahre 2013 bis 2017 abgeschlossen sein.
An diesem Donnerstag legte die DFL ihren Zeitplan vor. Die Angebotsfrist endet am 2. April, es kann dann aber noch eine zweite Bieterrunde geben. Die DFL legt zunächst nicht kommunizierte Vorbehaltspreise fest. Abhängig davon, ob und wie viele Offerten eingehen, die über den Vorbehaltspreisen liegen, könnte eine Bieterrunde nicht reichen.
Fest steht, dass es keine Ausweitung der Anstoßzeiten der Bundesligaspiele geben wird. Insgesamt geht es um je 19 Rechtepakete und sechs Rechtepaketbündel in zwei Verwertungsszenarien für alle technischen Verbreitungswege, also Kabel, Satellit, Terrestrik, Internet (IP-TV) und Web- wie Mobile-TV. Die Szenarien unterscheiden sich durch die Verbreitungsart der frei empfangbaren Zusammenfassung der Samstagsspiele.
17 Monate dauerte der Abstimmungsprozess mit dem Bundeskartellamt. Die Behörde ließ den Markt prüfen, befragte Wettbewerber, beschäftigte sich mit Medientechnologie. Erstmals wurde der DFL eine Alternative zur ARD- Sportschau genehmigt, die bisher vor 20 Uhr die Höhepunkte der fünf Samstagnachmittagsspiele im Free TV zeigt.
In der am 17. Februar beginnenden Rechte-Auktion kann auch auf eine sogenannte Web-TV-"Sportschau" gesetzt werden. Die Zusammenfassungen im herkömmlichen Fernsehen wären dann nicht vor 21.45 Uhr zu sehen. Die DFL führt an, dass mittlerweile 81 Prozent der deutschen Haushalte über einen Internetanschluss verfügten, der für eine qualitative Sportübertragung geeignet sei. Auch, dass bereits heute Web-TV-Inhalte über ein Fernsehgerät empfangbar gemacht werden (Hybrid-Technik, Set-Top-Boxen), wird als Argument eingeführt.
Bewegung im Pay-TV-Markt
Andererseits erinnern die Bundesligavermarkter gerne an den Gebührenzahler. Der erwarte, dass die Sportschau am Samstag Bundesliga-Highlights zeitnah zum Abpfiff sende. Von der Monatsabgabe von 17,98 Euro erhält die ARD 12,82 Euro. "Aktuell", informiert die DFL vielsagend, "betragen die Rechtekosten pro Gebührenzahler 0,15 Euro monatlich". Auch Fortschrittsgläubige bezweifeln im Übrigen, dass eine Web-TV-"Sportschau" gegenwärtig eine Alternative zum herkömmlichen Fernsehbild wäre - für die Ausschreibung nach 2017 allerdings schon angesichts der digitalen Entwicklung.
So hat die DFL ihren Verwertungsspielraum erweitert, und eine "20-Prozent-Regel" soll offenbar das Bieterverhalten der Interessenten beeindrucken. "Das höchste Angebot", heißt es, "wird vorbehaltlich (. . .) angenommen, wenn das zweithöchste Angebot für dasselbe Rechtepaket oder -bündel mehr als 20 Prozent geringer ist." Wer hoch einsteigt, das ist die Botschaft, bekommt unter Umständen unabhängig anderer Kriterien (u.a. technische Reichweite, Konzept, Knowhow) sofort den Zuschlag.
Derzeit sind die Rechtenehmer Sky (Pay-TV; Kabel, Satellit, Web-TV, alle Spiele live, Highlight-Sendungen), die Telekom (IP-TV; Live-Spiele und Highlight-Sendungen; Mobile-TV), ARD und ZDF (Highlights und Zweitrechte im Free TV) sowie Sport 1 (Zweitrechte der Spieltagszusammenfassungen). Manches spricht dafür, dass die circa 100 Millionen Euro, die jährlich von der ARD bezahlt werden, nach wie vor im Free-TV-Sektor konkurrenzlos sind.
Beim Pay-TV ist mehr Bewegung: Die Telekom versucht sich zu positionieren, schmiedet offenbar Partnerschaften mit anderen, angeblich mit der Vermarktungsfirma Sirius. Bei Sky weiß man, dass Kundenzuwächse über exklusive Inhalte zu erzielen sind. Das hieße, Sky müsste auf alle Verbreitungswege bieten, auch auf IP-TV und Mobile.
Die DFL hat das Milliardenspiel angepfiffen, Geschäftsführer Christian Seifert geht von einer moderaten Steigerung der Rechteerträge aus. Es wird am Schluss auch Verlierer geben.