"Ausgekokst" auf ZDF Neo:Narziss im Drogenschlund

Lesezeit: 2 min

Sehr betroffen, in jeder Hinsicht: Rainer Meifert. (Foto: Daniel van Moll / ZDF)

"Mein Leben war krasser als das von Ozzy Osborne": ZDF Neo beschreibt in der Reihe "Ausgekokst" eindrücklich den Weg der Droge Kokain. Wäre da nur nicht der ehemalige "GZSZ"-Schönling und Reporterdarsteller Rainer Meifert.

Von Matthias Kohlmaier

Ganz oben war er nie, das wäre übertrieben. Aber ins Zentrum eines kleinen Hypes hat es Schauspieler Rainer Meifert Ende der Neunziger- bis Anfang der Nullerjahre schon geschafft. Als smarter Schönling in der Soap GZSZ wurde er berühmt, wurde gemeinsam mit seinen Darstellerkollegen mit dem Bambi ausgezeichnet, kam auf Poster in der Bravo. Doch der Ruhm verleitet zu Dummheiten und bei Meifert hatte diese Dummheit einen Namen: Kokain.

Zehn Jahre hat Meifert das Pulver geschnupft, seit einem Jahr ist er clean - und darf nun in Ausgekokst auf ZDF Neo dem Weg der Droge nachspüren. "Ich hab' jahrelang Kokain konsumiert, viel davon, und jetzt begebe ich mich auf die Reise der Droge", sagt Meifert pathetisch im Vorspann. Was in den vier Episoden der Reihe folgt, ist tatsächlich eine Reise: von Berlin nach Bogotá und weiter auf die Coca-Plantagen Kolumbiens.

Knoten in der Magengegend

ZDF Neo hält sich damit an das von Senderchefin Simone Emmelius ausgegebene Credo: anspruchsvoll-aufwendige Dokumentarfilm-Formate zu produzieren. Ausgekokst zeigt Bilder und liefert Informationen, die gewiss schon vorher bekannt waren, aber dem Zuschauer dennoch einen Knoten in der Magengegend verursachen.

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Meifert trifft Junkies, die vom Leben mit der tägliches Dosis erzählen. Vor laufender Kamera setzt sich ein Mann eine Spritze, sagt Augenblicke später mit wirrem Blick: "Drogen wie Pest!" In Kolumbien spricht der ehemalige Präsident César Gaviria Trujillo über seinen Kampf gegen das Kokain und dessen König, Pablo Escobar. Eine junge Frau erzählt von ihrer Zeit als Kindersoldatin für die kolumbianische Guerillabewegung Farc, von Vergewaltigungen und Mord, die den Drogenkrieg im Land täglich bestimmen.

Es wäre ein eindrücklicher Film, wenn da nicht einer wäre, der unbedingt den bleibendsten Eindruck hinterlassen möchte: Reporterdarsteller Rainer Meifert. Er blickt gern schicksalsbetroffen in die Kamera, schwadroniert aus dem Off über seine Karriere als Süchtiger: "Mein Leben war krasser als das von Ozzy Osborne." Als ihm nach einer MRT-Untersuchung ein Arzt erklärt, dass sich das Suchtverhalten noch immer in seinem Hirn erkennen lasse, sagt Meifert, natürlich wieder sehr betroffen: "Was für 'ne Message. Das muss ich erst mal verdauen."

Den Hang eines ehemaligen Semi-Prominenten, sich ein wenig in den Mittelpunkt der Handlung zu drängen, könnte die Doku sogar noch aushalten - nicht aber seine Inszenierung. Mit enger Lederjacke und Kapuzenpullover läuft Meifert durch Berlin, Zigarette im Mundwinkel, Sonnenbrille im Gesicht. Die Haare sind geordnet ungeordnet, dazu trägt er dunkle Augenringe. Rockstar-Optik und cooler Drogenchic à la Pete Doherty in einer Drogendoku - eine zweifelhafte Kombination.

Ausgekokst - mein Drogentrip , ZDF Neo, 20.15 Uhr (Folge eins), 21 Uhr (Folge zwei), 23 Uhr (Folge drei) und 23.45 Uhr (Folge vier) oder online

Linktipp: Der Kollege Hans Hoff hat für DWDL.de aufgeschrieben, was ihn an Promi-Presenter-Reportagen so wahnsinnig stört.

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