ARD-Krimi:"Tatort" Luzern: Scheich und schön

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Im Hotelzimmer gilt die diplomatische Immunität von Ali Al-Numi (links): An die Söhne eines Emirs kommen die Luzerner Ermittler nicht ran. (Foto: ARD Degeto/SRF/Daniel Winkler)

So verschnarcht wie im Luzern der Kommissare Flückiger und Ritschard ist es nicht mal nachts in Ludwigshafen bei Lena Odenthal. Auch diesmal.

TV-Kritik von Katharina Riehl

Der Tatort aus der Schweiz ist seit seinem Start so etwas wie das Sorgenkind der Reihe, am Anfang musste sogar eine Folge wegen Qualitätsmängeln verschoben werden. Quotenmäßig ermitteln die Kommissare am unteren Ende der Statistik, was nicht weiter schlimm wäre, wenn man nicht bei fast jeder Episode ahnen könnte, woran das vermutlich liegen wird. So verschnarcht wie im Luzern von Herrn Flückiger (Stefan Gubser) und seiner Kollegin Ritschard (Delia Mayer) ist es nicht einmal sehr spät nachts in der Odenthal-Stadt Ludwigshafen.

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In dieser Episode ums Leben gekommen ist Ava, eine wunderschöne aber biestige Internatsschülerin, unter Verdacht sind diverse Mitschüler, die alle schweinereich sind, denn es handelt sich um ein Eliteinternat. Reich und auch noch supermächtig ist Avas Freund Fad al-Numi, der mit irgendeinem nicht näher benannten Emir verwandt ist, und dessen gerade in Luzern weilender Bruder diplomatische Immunität genießt.

"Kleine Prinzen" heißt die Episode, doch um die Welt dieser reichen Kinder geht es am Ende kaum, sie bleibt nur eine funzelig ausgeleuchtete Kulisse. Stattdessen ist mal wieder alles dabei, was im Fundus der Krimifiguren zwischen den Mottenkugeln lagert: Die Internatsleiterin will ihre zahlungskräftige Klientel vor den neugierigen Augen der Kommissare schützen, der Mann von der Bundesbehörde will die Ermittlungen gegen die Emirs verhindern, der Vorgesetzte bei der Kripo duckt sich vor der Bundesbehörde weg, Kommissar Flückiger muss ob der vielen Steine in seinem Weg schrecklich viel fluchen, und der Vater der Toten nimmt das Recht selbst in die Hand.

Dialoge aus den Achtzigerjahren

Man wüsste wirklich gerne, wie oft es tatsächlich vorkommt, dass Kriminalkommissare von ihren Chefs vom Arbeiten abgehalten werden. Als Tatort-Zuschauer muss man den Glauben in den Rechtsstaat längt verloren haben.

Verziert wird diese Krimihandlung direkt aus den Achtzigerjahren mit Dialogen wie diesem hier:

Direktorin: "Ich muss Sie darum bitten, der Familie al-Numi mit allem nötigen Respekt zu begegnen, und mich und meine Schule nicht in Verlegenheit zu bringen." Flückiger: "Respekt ist mein zweiter Vorname."

Am Ende des Films steht dann noch ein logischer Fehler von wirklich krachender Dämlichkeit. Aber Logik heißt hier ja auch niemand mit zweitem Vornamen.

ARD, Sonntag, 20.30 Uhr.

© SZ vom 12.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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