Festnahme im Grenzgebiet:Zwei NDR-Journalisten in Griechenland wieder frei

Lesezeit: 1 min

  • In einem Schnellverfahren hat ein Gericht festgestellt, dass die Reporter versehentlich in eine militärische Sperrzone am Grenzfluss Evros gelangt sind.
  • Das Gebiet war offenbar nicht umzäunt und ausreichend beschildert.
  • Vergange Wochen waren bereits zwei griechische Soldaten festgenommen worden, die bei einer Patrouille nördlich des Evros auf türkisches Gebiet geraten waren.

Die zwei deutschen NDR-Journalisten, die in Griechenland im Grenzgebiet zur Türkei festgenommen wurden, sind wieder frei. Ein Gericht in der griechischen Grenzstadt Orestiada hat festgestellt, dass sie, wie zuvor schon vom Norddeutschen Rundfunk kommuniziert, versehentlich in eine militärische Sperrzone am Grenzfluss Evros gelangt sind, und sie freigesprochen. Dies bestätigte der Anwalt der beiden, Dimitrios Kadoglou, der Deutschen Presse-Agentur. "Sie sind wieder frei und können gehen", so Kadoglou. Das Gericht habe eingesehen, dass mindestens eine Verbotstafel am Rande des Sperrgebietes umgekippt und daher schwer sichtbar war.

Die Journalisten, eine 33-Jährige und ihr 31 Jahre alter Kollege, waren für das Magazin "Panorama" im Grenzgebiet zwischen Griechenland und der Türkei unterwegs. Sie recherchierten für das Investigativ-Format "STRG_F" zur Situation von Flüchtlingen. Nahe der Stadt Didyomteicho am Fluss Evros wurden sie festgenommen.

Nach Informationen der deutschen Botschaft in Athen und von Behörden vor Ort kommt es häufiger zu vergleichbaren Zwischenfällen, schrieb der NDR in einer Pressemitteilung. Offenbar sei das Sperrgebiet nicht umzäunt und ausreichend beschildert, sodass sich selbst Einheimische dorthin verliefen. Trotzdem komme es standardmäßig zu einem Verfahren, wenn Personen im Sperrgebiet aufgegriffen werden.

Festgenommene Solfdaten in der Türkei

Flüchtlinge versuchen seit Jahren über den Grenzfluss Evros nach Griechenland zu gelangen, um von dort weiter nach Mittel- und Nordeuropa zu reisen. Immer wieder kommen dabei Menschen ums Leben. Seit Inkrafttreten des Flüchtlingspakts der EU mit der Türkei im März 2016 ging die Zahl der Grenzübertritte in dem Gebiet jedoch deutlich zurück.

Zuletzt wurde griechischen Sicherheitskräften vorgeworfen, Flüchtlinge illegalerweise auf türkisches Staatsgebiet zurückzudrängen. Die Regierung in Athen dementierte entsprechende Berichte.

In der Türkei wurden in der vergangenen Woche zwei griechische Soldaten festgenommen, die bei einer Patrouille nördlich des Evros auf türkisches Gebiet geraten waren. Auch ihnen wird wegen des "Eindringens in eine militärische Sperrzone" der Prozess gemacht. Die beiden Soldaten gaben an, sie hätten wegen der schlechten Wetterbedingungen die Orientierung verloren.

© sz.de/dpa/afp - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Deutsch-türkische Beziehungen
:Wie Ankara Yücels Freilassung nutzen will

Der freigelassene Journalist Deniz Yücel wollte auf keinen Fall Teil eines "schmutzigen Deals" werden. Doch kaum ist er aus dem Gefängnis entlassen, wünscht sich der türkische Regierungschef deutsche Hilfe beim Panzerbau - und setzt so die Bundesregierung unter Druck.

Von Christiane Schlötzer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: