Siegen:Kompromiss im Wisent-Streit: Gebiet soll begrenzt werden

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Siegen (dpa/lnw) - Im seit Jahren andauernden Streit um ausgewilderte Wisente im Rothaargebirge haben sich Waldbauern, Artenschützer und Politik auf einen Kompromiss verständigt. Mit einem für andere Tiere durchlässigen Wildzaun soll die Herde künftig auf einem abgegrenzten Projektgebiet im Staatswald gehalten werden, sagte der Landrat des Kreises Siegen-Wittgenstein, Andreas Müller (SPD), am Mittwoch. Der Zaun soll nur die riesigen Wisente stoppen, für kleinere Wildtiere und auch für Wanderer soll das Hindernis hingegen durchlässig sein.

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Siegen (dpa/lnw) - Im seit Jahren andauernden Streit um ausgewilderte Wisente im Rothaargebirge haben sich Waldbauern, Artenschützer und Politik auf einen Kompromiss verständigt. Mit einem für andere Tiere durchlässigen Wildzaun soll die Herde künftig auf einem abgegrenzten Projektgebiet im Staatswald gehalten werden, sagte der Landrat des Kreises Siegen-Wittgenstein, Andreas Müller (SPD), am Mittwoch. Der Zaun soll nur die riesigen Wisente stoppen, für kleinere Wildtiere und auch für Wanderer soll das Hindernis hingegen durchlässig sein.

Zumindest in einer Übergangsphase von mehreren Jahren soll das Gebiet der umherstreifenden Riesen auf 1500 Hektar Staatswald begrenzt werden. Durch Fütterungen sollen die umherstreifenden Tiere in das Areal gelockt werden. „Der Kompromiss schützt einerseits das Privateigentum der Waldbauern, ermöglicht es aber auch das Artenschutzprojekt fortzuführen. Gleichzeitig soll durch den speziellen Wildzaun, der nur Wisente abhält, die Offenheit des Waldes erhalten bleiben“, erklärte Müller. Unter seinem Vorsitz hatte zuvor in Siegen ein Treffen der beteiligten Streitparteien stattgefunden.

Auf der einen Seite des jahrelangen Konflikts steht der Trägerverein des Artenschutzprojektes, die Wisent-Welt-Wittgenstein. Die Artenschützer wollen, dass die vor langer Zeit in deutschen Wäldern ausgerotteten Tiere wieder im Rothaargebirge heimisch werden. 2013 wurden die ersten acht bis zu 900 Kilo schweren Wildrinder in die Freiheit entlassen. Schnell gab es Nachwuchs und die Herde wechselte auch in benachbarte Wälder des Sauerlandes. Dort richteten die Tiere Schäden in den Buchenwäldern an - zum Frust der Waldbesitzer. Seit Jahren versuchen sie daher das Projekt gerichtlich zu stoppen.

Ein Ende der juristischen Auseinandersetzung war bisher nicht in Sicht. So appellierten die Richter des Bundesgerichtshofes im Herbst an Waldeigentümer und Wisent-Freunde, eine gemeinsame Lösung zu erarbeiten, statt auf die langwierige Klärung schwieriger Rechtsfragen zu warten. Die sogenannte Koordinierungsgruppe, bei der Waldbauern, die Vertreter der beteiligten Landkreise Olpe, Siegen-Wittgenstein und Hochsauerland aber auch die Artenschützer gemeinsam an einem Tisch sitzen, hat nun einen gemeinsamen Weg aufgezeichnet. Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) war erstmals dabei und hatte den Vorschlag unterbreitet.

„Wir haben eine für alle tragfähige Übergangslösung gefunden, bei der alle aufeinander zugegangen sind“, bilanzierte Landrat Müller. Der WWF begrüßte, dass ein außergerichtlicher Kompromiss erzielt wurde. Es wäre ein fatales Signal gewesen, wenn dieses Pilotprojekt zur Rückkehr des Wisents nach Deutschland gescheitert wäre. „Allerdings birgt die Einigung Risiken für die Wisent-Herde. Die Fläche ist mit 1500 Hektar zu klein und eine Umzäunung kann keine langfristige Lösung darstellen“, erklärte Diana Pretzell vom WWF Deutschland. Aber es sei nun Zeit gewonnen worden, um mit allen Beteiligten gemeinsam zu beraten, „wie die Existenz der bis dato einzig freilebenden Wisent-Herde in Deutschland gesichert werden kann“.

Die nun geplanten Maßnahmen sollen noch 2019 umgesetzt werden - gelten aber zunächst nur für eine Übergangsphase von drei bis fünf Jahren. Entscheidend für die Frage, ob und welche Zukunft die Wisente in den heimischen Wäldern haben, soll ein unabhängiges Gutachten sein, dass bisher allerdings weder vergeben noch erstellt wurde.

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