Marpingen:Bauherren mit Biss: Immer mehr Biber

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Kurz vor Sonnenuntergang frisst ein Biber Erlenzweige. (Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa/Archiv)

Mehr als eineinhalb Jahrhunderte hat der Biber hierzulande als ausgestorben gegolten - nun erobert sich der kleine Landschaftsarchitekt seine ursprünglichen...

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Fischbach/Marpingen (dpa/lrs) - Mehr als eineinhalb Jahrhunderte hat der Biber hierzulande als ausgestorben gegolten - nun erobert sich der kleine Landschaftsarchitekt seine ursprünglichen Lebensräume an Saar, Mosel, Rhein und Nebenflüssen zunehmend zurück. Naturfreunde freuen sich. Aber es gibt auch Konflikte mit Wiesen- und Feldeigentümern. Und Zerstörungen von Staudämmen und Strafanzeigen.

Der Umweltpädagoge und Biberexperte Rasmund Denné sagt in Marpingen der Deutschen Presse-Agentur, er schätze den Bestand im Saarland auf 600 bis 700 der streng geschützten Nagetiere. Für das größere Rheinland-Pfalz geht Stefanie Venske, Leiterin des Biberzentrums in Fischbach bei Dahn, dagegen nur von rund 300 Bibern aus.

Hintergrund dieses Ungleichgewichts: Von 1994 bis 2004 sind laut Denné im Saarland 68 Tiere aus Sachsen-Anhalt ausgesetzt worden. Abwandernde Jungbiber hätten den Bestand ausgeweitet. Rheinland-Pfalz habe indes auf Basis eines Gutachtens beschlossen, keine Biber aktiv anzusiedeln, weil genug Nachbarregionen dies bereits täten. „So ist es auch gekommen - viele Tiere sind in Rheinland-Pfalz eingewandert“, erklärt Denné. Im Saarland gebe es „im Kernbereich schon eine erste Sättigung“ - in Rheinland-Pfalz aber noch nicht.

Biberfamilien verteidigen ihre Reviere. Ihre Jungen wandern nach zwei bis drei Jahren über Flüsse ab. So kommen immer neue Biberburgen aus Ästen an Uferböschungen hinzu - die Tiere stauen als gute Baumeister Wasser auf. Damit schaffen sie Teiche und Feuchtwiesen, die seltene und geschützte Tier- und Pflanzenarten anlocken. Im Herbst fällen Biber bei zurückgehender Vegetation vermehrt Bäume, um an die dünnen Zweige der Krone als Futter zu gelangen.

Mutwillige Zerstörungen von Biberdämmen „nerven uns total“, sagt Expertin Venske. Kürzlich sei beispielsweise am Rheinufer bei Bingen ein Damm eingerissen worden und das Wasser abgeflossen. „Da hat die Kreisverwaltung Anzeige erstattet“, ergänzt Venske. „Biber schaffen kleine Naturparadiese.“ Würden diese trockengelegt, verlören auch etwa Amphibien und Libellen Lebensräume. Umweltpädagoge Denné sagt, betroffene Grundstückeigentümer müssten aufgeklärt und ihr Verständnis geweckt werden. „In Einzelfällen muss der Naturschutz auch mal eine Wiese weiter oben als Ausgleich anbieten. Der Biber wird nie oben auf dem Berg ohne Wasser sitzen.“

Früher sind diese Nagetiere wegen ihres begehrten Pelzes und Fleisches getötet worden. Aber auch wegen des „Bibergeils“, eines Drüsensekrets, dem heilende und Potenz steigernde Wirkungen nachgesagt worden sind.

© dpa-infocom, dpa:220501-99-113250/2

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