Wetzlar:Spenden im Corona-Jahr: Banger Blick auf Weihnachtszeit

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Euro-Münzen auf Euro-Banknoten. (Foto: Tobias Hase/dpa/Symbolbild)

Die Tafeln in Hessen rechnen zum Jahresende mit einer deutlich nachlassenden Spendenbereitschaft. "Wir erwarten einen starken Rückgang im vierten Quartal",...

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Wiesbaden (dpa/lhe) - Die Tafeln in Hessen rechnen zum Jahresende mit einer deutlich nachlassenden Spendenbereitschaft. „Wir erwarten einen starken Rückgang im vierten Quartal“, sagte Willi Schmid, Vorsitzender des Landesverbandes Tafel Hessen in Wetzlar. Bisher sei das Spendenjahr trotz oder gerade wegen Corona „sehr positiv“ verlaufen. Unternehmen und Privatleute hätten deutlich mehr gespendet als im Vorjahresvergleich - sowohl Geld als auch Waren. Es sei aber zu befürchten, dass dabei teilweise Weihnachtsspenden vorgezogen worden seien.

Die 57 Tafeln in Hessen verteilen 25 000 Tonnen Lebensmittel pro Jahr an Bedürftige. Sie unterstützen 100 000 Menschen mit Essen und Dingen des täglichen Bedarfs. Die Hilfseinrichtungen finanzieren sich laut Schmid zu 80 Prozent über Spenden, 20 Prozent würden durch den symbolischen Beitrag eingenommen, den Tafelkunden entrichten.

Auch für Hessens Tierheime sind Spenden unverzichtbar: „Tierschutzarbeit finanziert sich schon immer - trotz ständiger Bemühungen der Vereine, mehr öffentliche Förderungen zu erhalten - in allererster Linie über private Spenden“, sagte Sigrid Faust-Schmidt vom Landestierschutzverband. Spenden hätten beispielsweise 2018 mindestens 50 Prozent der Einnahmen vieler Vereine ausgemacht. Wer Geld sammeln will, muss im öffentlichen Bewusstsein bleiben. Doch durch die Corona-Pandemie wurden Vereinsfeste abgesagt, Tage der offenen Tür sowie Besuchstage fielen weg - und damit Einnahmequellen und spontane Spenden vor Ort.

„Trotzdem erfuhren viele unserer Vereine bei Beginn der Pandemie gleichbleibend hohe finanzielle Unterstützung durch ihre Spender“, erklärt Faust-Schmidt. Jetzt allerdings gebe es vermehrt Berichte über gekündigte Mitgliedschaften und das Wegbrechen von Spenden. Staatliche Corona-Hilfen seien für Tierheime nur vereinzelt möglich, Kurzarbeit angesichts der knappen Personaldecken so gut wie gar nicht. „Für die Weihnachtszeit hoffen wir für die hessischen Tierschutzvereine, dass die Spendenbereitschaft wieder zunimmt“, sagte Faust-Schmidt. Gleichzeitig sei man besorgt, dass sich der Teil-Lockdown und die damit verbundene finanzielle Situation der Bevölkerung negativ auswirke. „Brechen die Spenden jetzt weg, sind die Aussichten für die nahe Zukunft düster.“

Das Deutsche Rote Kreuz in Hessen (DRK) hat bisher kaum Änderungen in der Spendenbereitschaft festgestellt. „Allerdings haben wir als DRK Hessen noch unser diesjähriges Spendenmailing beziehungsweise den vorweihnachtlichen Spendenaufruf vor uns“, sagte Sprecherin Gisela Prellwitz. Während der Corona-Phase habe es vereinzelt Zeitspenden gegeben - Menschen meldeten sich für den ehrenamtlichen Einsatz beim DRK, um sich zum Beispiel im Bereich Einkaufshilfe zu engagieren. Das DRK in Frankfurt habe zudem eine leicht erhöhte Spendenbereitschaft festgestellt. Unternehmen hätten Projekte unterstützt, die in der Corona-Pandemie gestartet wurden, etwa den Einkaufsservice für hilfebedürftige Frankfurter und die Quartiersküche, eine kostenlose Essensausgabe an Bedürftige.

Das Rote Kreuze blickt optimistisch auf die Weihnachtszeit: „Grundsätzlich hoffen wir, dass trotz der unruhigen Zeit eine Spendenbereitschaft gegeben ist.“ Angesichts der Corona-Krise, die viele Menschen auch finanziell stark einschränke, sei eine Prognose aber schwer.

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