Lebensmittelhygiene:Schlechter Fisch und Mogel-Schinken

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In Krankenhäusern und Sushi-Restaurants mangelt es oft an der nötigen Hygiene. Verbraucherschützer fordern jetzt eine Veröffentlichung der betroffenen Betriebe.

Silvia Liebrich

Mit der Hygiene in Restaurants und Imbissen ist es in Deutschland nicht zum Besten bestellt. Die Lebensmittelkontrolleure stellten bei einem Viertel von 545.000 untersuchten Betrieben zum Teil erhebliche Verstöße fest, wie das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) am Donnerstag in Berlin mitteilte.

Genuss ohne Reue? In Sushi-Restaurants achtet man oft nicht auf hygienische Vorschriften. Verbraucherschützer fordern jetzt eine Veröffentlichung der betroffenen Betriebe. (Foto: picture-alliance/ dpa)

Schlecht schnitten unter anderem die Krankenhausküchen ab. Hier stellten die Prüfer in vielen Fällen Mängel im Hygienemanagement fest. Bei fast allen der 414 inspizierten Betriebe seien entsprechende Vorschriften nicht eingehalten worden. Ein Fünftel der kontrollierten Küchen ließ demnach keine mikrobiologischen Eigenkontrollen durchführen. In sieben Prozent der Fälle wurde die Schädlingsbekämpfung und in neun Prozent die Temperaturkontrolle nicht angemessen durchgeführt. Die Behörde kündigte an, dass sie die Herstellung und Verteilung von Speisen in Krankenhäusern künftig verstärkt kontrollieren werde.

Probleme mit der Hygiene zeigten sich demnach auch bei vielen Sushi-Restaurants. Bei der Verarbeitung von rohem Fisch gelten besonders hohe Standards, die von der Hälfte der 136 untersuchten Betriebe nicht eingehalten wurden. Beanstandet wurde bei einem Drittel auch das unzureichend geschulte Personal. Bei der Mehrzahl der Verstöße sprachen die Kontrolleure mündliche Verwarnungen aus, in drei Fällen leiteten sie Strafverfahren ein.

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Viele Restaurants und Imbisse verwenden außerdem statt Schinken immer öfter Schinkenimitate. In der Hälfte von 2000 auf diesen Punkt kontrollierten Betrieben sei dies nicht gekennzeichnet worden, kritisierten die Prüfer. Insgesamt beanstandete die Behörde Mängel in 13,4 Prozent der untersuchten Restaurants, ein Ergebnis, das auf dem Niveau des Vorjahres liegt. "Auch hier müssen die Länder weiter stark kontrollieren, damit Verbraucher nicht über die Qualität der Produkte getäuscht werden", hieß es.

Die Verbraucherorganisation Foodwatch forderte Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner auf, statt einer anonymen Statistik die beanstandeten Betriebe zu nennen. Geschäftsführer Matthias Wolfschmidt sagte, das Problem sei oft benannt und längst bekannt, ebenso die Lösung: "Alle Kontrollergebnisse müssen veröffentlicht werden." Er plädierte für die Einführung eines Smiley-Systems nach dänischem Vorbild. Dort geben vier Smiley-Logos von lachend bis grimmig am Eingang zu Gaststätten oder Supermärkten Auskunft über eventuelle Mängel. Eine Einführung des Smiley-Logos in Deutschland gilt aber als ungewiss, weil sich Bund und Länder nicht auf eine einheitliche Grundlage für ein Smiley-System einigen können.

Für Mogelpackungen will Aigner spätestens bis zum nächsten Frühjahr einen Internet-Pranger einrichten. Verbraucher können dort melden, wenn sie sich durch Produkte eines Lebensmittelherstellers getäuscht sehen. Häuften sich die Beschwerden, könnte ein Produkt auch verboten werden, hieß es. Die Lebensmittelindustrie hat bereits Widerstand dagegen angekündigt.

© SZ vom 22.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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