Wiesbaden:Wohnungsmangel verschärft Situation in Frauenhäusern

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Eine junge Frau steht in einem Zimmer eines Frauenhauses. (Foto: Peter Steffen/dpa/Archivbild)

Der Wohnungsmangel hat die Situation in den Frauenhäusern in Hessen in den vergangenen Jahren weiter verschärft. Frauen könnten dort nicht ausziehen, weil sie...

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Wiesbaden (dpa/lhe) - Der Wohnungsmangel hat die Situation in den Frauenhäusern in Hessen in den vergangenen Jahren weiter verschärft. Frauen könnten dort nicht ausziehen, weil sie keinen geeigneten Wohnraum finden würden, teilte das Sozialministerium in Wiesbaden mit. Dadurch ist in den Häusern noch weniger Platz für Frauen, die akut Bedarf haben. So blieb im vergangenen Jahr im Schnitt jede 13. Bewohnerin über ein Jahr lang in einem Frauenhaus, für 2020 lagen bislang keine Daten vor.

Insgesamt gibt es in den 31 hessischen Frauenhäusern 727 Plätze für Frauen und deren Kinder, die Zahl hat sich seit Jahren nicht verändert. Laut Sozialministerium erhält Hessen aus dem Bundesförderprogramm „Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen“ von 2020 bis 2023 jährlich etwa 2,1 Millionen Euro. Dieses Geld solle auch für die Förderung von Frauenhäusern verwendet werden.

Seit Beginn der Coronapandemie sei aufgefallen, dass die Beratungsstellen wie etwa das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ deutlich mehr in Anspruch genommen würden, hier gebe es ein Plus von 20 Prozent. „Zudem zeichnet sich häusliche Gewalt grundsätzlich durch ein hohes Dunkelfeld aus.“

Einige Frauenhäuser berichten von einem Ansturm in den Monaten nach dem ersten Lockdown, hessenweit habe es keinen freien Platz mehr gegeben. Das Gleiche ist nun im zweiten harten Lockdown der Fall, allerdings waren auch in den vergangenen Jahren die hessischen Frauenhäuser immer wieder ausgebucht. „Es gibt grundsätzlich zu wenige freie Plätze in Hessen. Wir versuchen, die Frauen in Nachbarländer, wie etwa Nordrhein-Westfalen, zu schicken“, hieß es etwa vom Verein „Frauen helfen Frauen“ betriebenen Frauenhaus in Limburg.

„Wir hatten 2020 definitiv mehr Anfragen als noch im vergangenen Jahr“, sagte Simone Mertel, die beim Frankfurter Verein für soziale Heimstätten für die Frauenhäuser zuständig ist. Während des ersten Lockdowns sei die Lage noch sehr ruhig gewesen; viele Männer seien zu Hause gewesen, so dass sich die Frauen nur schwer hätten Hilfe suchen können. „Das kam dann zeitverzögert im Sommer.“

Keine großen Änderungen bei den Anfragen gab es dagegen im vom Sozialdienst katholischer Frauen betriebenen Frauenhaus in Fulda. „Es war genauso heftig wie sonst. Wir nehmen jährlich zwischen 35 und 40 Frauen mit deren Kindern auf. 120 Frauen müssen wir abweisen, weil wir keinen Platz mehr haben“, sagte eine Sprecherin. Allerdings sei die durchschnittliche Aufenthaltsdauer dieses Jahr länger gewesen - auch weil es noch schwerer geworden sei, eine Wohnung zu finden.

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