Landesbischof:Meyns: Studie zu sexualisierter Gewalt ist „Meilenstein“

Der evangelische Landesbischof Christoph Meyns spricht im Dom St. Mariä Himmelfahrt in Hildesheim. (Foto: picture alliance / dpa/Archivbild)

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Hannover (dpa) - Der Braunschweiger Landesbischof Christoph Meyns hat die Studie zu sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche als „Meilenstein“ auf dem Weg zu professioneller Aufarbeitung gewürdigt. Gleichzeitig äußerte er sich erschüttert über das jahrzehntelange Versagen beim Umgang mit sexualisierter Gewalt. „Wir haben in der Vergangenheit entsprechende Taten nicht hinreichend bearbeitet und Menschen vor Übergriffen nicht ausreichend geschützt“, betonte der Bischof der Landeskirche in Braunschweig am Donnerstag. Entscheidend sei nun, die Interessen und Bedürfnisse der Betroffenen in den Mittelpunkt zu stellen.

Die Forum-Studie dokumentierte für die vergangenen Jahrzehnte mindestens 1259 Beschuldigte. Die ermittelten Fallzahlen von 2225 Betroffenen basieren auf Akten der Landeskirchen und der Diakonie, außerdem flossen den Landeskirchen und diakonischen Werken bekannte Fälle ein. Die Wissenschaftler kommen auf Grundlage ihrer Methode auf eine geschätzte Gesamtzahl von 3497 Beschuldigten. In der Landeskirche Braunschweig wurden den Angaben zufolge für die Studie nicht nur Disziplinarakten ausgewertet, sondern alle Personalakten von Pfarrerinnen und Pfarrern zwischen 1939 und 2021.

Den Akten zufolge gab es in der Landeskirche 15 Fälle, die in die Studie einflossen. Darunter waren nach Angaben von Meyns zwei Fälle vor 1945 und 13 danach. „Kindesmissbrauch oder Pädophilie sind die absolute Ausnahme unter den bisher bekanntgewordenen Fällen“, sagte der Landesbischof. Er betonte: „Die Bearbeitung sexualisierter Gewalt in der Kirche ist kein Projekt, sondern eine Daueraufgabe.“ Es gebe trotz der Bemühungen um Aufarbeitung ein „Dunkelfeld“. Meyns bat alle von sexualisierter Gewalt in der Kirche betroffenen Menschen, sich zu melden.

© dpa-infocom, dpa:240125-99-749401/2

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