Gesellschaft - Erfurt:Abgeordnete fordern bessere Arbeitskonditionen für Hebammen

Deutschland
Eine Hebamme trägt Schutzausrüstung und untersucht eine schwangere Frau. Foto: Caroline Seidel/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Erfurt (dpa/th) - Thüringer Landtagsabgeordnete der Grünen und der Linken haben sich für bessere Arbeitsbedingungen der Hebammen im Freistaat stark gemacht. Nur sie gewährleisteten eine sichere Betreuung von Frauen, Kindern und Familien während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett, sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, Babett Pfefferlein mit Blick auf den Internationalen Hebammentag am 5. Mai.

Strukturelle Schieflagen in der Geburtshilfe, gerade im ländlich geprägten Thüringen, müssten geändert und die Arbeitsbedingungen von Hebammen und in der Geburtshilfe verbessert werden, so Pfefferlein. Sie wies darauf hin, dass zuletzt mehrere Geburtshilfe-Stationen in Thüringer Krankenhäusern geschlossen wurden.

Der Hebammenlandesverband (HLV) teilte mit: "Leider schließen gerade in Ost- und Südthüringen geburtshilfliche Stationen, so dass Schwangere immer weitere Wege hin zu einer Geburtsstation einplanen müssen." Nach den Schließungen wie etwa im vergangenen Jahr in Schleiz (Saale-Orla-Kreis) oder in diesem Jahr in Hildburghausen und Greiz seien die nächsten Kliniken zum Teil 30 bis 40 km vom ursprünglichen Standort entfernt. Die Fahrtzeiten betrügen bis zu 40 Minuten. Der Verband vertritt über 400 Hebammen und werdende Hebammen in Thüringen.

Umliegende Kliniken seien weder personell noch strukturell darauf vorbereitet worden, die zusätzlichen Geburten zu betreuen. "So wandern Hebammen in andere Gebiete ab oder geben ihre geburtshilfliche Tätigkeit auf", teilte der Verband mit. Er sieht in der Entwicklung und Förderung wohnortnaher Geburtshilfe-Modellprojekte einen wichtigen nächsten Schritt.

Die sozial- und gleichstellungspolitische Sprecherin der Linken-Fraktion im Landtag, Karola Stange, sagte: "Hebammen bieten Schwangeren vor und während der Entbindung eine persönliche und wohnortnahe Versorgung. Für ihre wichtige Arbeit verdienen sie Anerkennung und Respekt." Der Beruf der Hebammen habe in den letzten Jahren viele Veränderungen durchgemacht, die häufig zu Frustrationen bei den Kolleginnen führten. Durch hohe Versicherungskosten sei die freiberufliche Tätigkeit risikoreich. In den Kliniken seien zu wenig Stellen auf den Geburtsstationen eingeplant.

Die Politik zeige sich verständnisvoll und überrascht, habe aber bisher kaum Vorschläge zu Versorgungsalternativen gemacht, so der HLV. Der Verband forderte, die Arbeitsbedingungen von Hebammen nachhaltig zu verbessern - etwa durch Veränderungen in der Personalbemessung und eine bessere Bezahlung. Zudem sollen die Thüringer Berufsordnung für Hebammen angepasst und eine Weiterbildungsverordnung entwickelt werden.

© dpa-infocom, dpa:210503-99-451678/3

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