Freizeit - Hannover:Touristiker laufen Sturm gegen Landeskinder-Regel

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Eine Touristin steht mit ihrem Koffer an einer Bushaltestelle am Fährhafen auf Norderney. Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Hannover/Lüneburg (dpa/lni) - Nach ernüchternden Erfahrungen mit einer Teilöffnung fordern die Tourismusregionen in Niedersachsen eine Lockerung möglichst noch vor Pfingsten. Es sollten Übernachtungsgäste aus ganz Deutschland zugelassen werden, sagte der Geschäftsführer der Lüneburger Heide GmbH, Ulrich von dem Bruch, am Freitag. "Die Landeskinderklausel macht uns schwer zu schaffen." Vorerst bis 30. Mai dürfen nur Menschen aus Niedersachsen eine Übernachtung im Land buchen.

"Das ist eine Katastrophe, weil unsere Zielgruppe nicht aus unserem Bundesland kommt", sagte auch Geschäftsführerin Renate Mitulla vom Hotel- und Gaststättenverband Dehoga in Hannover. Der Tourismus in Niedersachsen lebe von Gästen aus Nordrhein-Westfalen und anderen Nachbarbundesländern. Die Dehoga kündigte für Montag die Ergebnisse einer Mitgliederumfrage an, um der Regierung Druck für eine schnelle Öffnung zu machen.

In Harz und Heide und an der Nordseeküste blieb der Betrieb bis einschließlich Himmelfahrt hinter den Erwartungen zurück. Es sei "deutlich weniger als gedacht" gewesen, sagte von dem Bruch. Nicht einmal die sonst sehr flexiblen Wohnmobilfahrer seien gekommen. Die Campingplätze seien nur zu 40 bis 45 Prozent ausgelastet gewesen.

Die Testpflicht und die vorgegebene Auslastungsgrenze von 60 Prozent reichten als Sicherheitsmaßnahme völlig aus, sagte er. "Dann können wir eigentlich jeden Deutschen zulassen." Von dem Bruch verwies auf die Freiheiten bei Reisen etwa nach Schleswig-Holstein. Für Niedersachsen gelte: "Wir öffnen die Betriebe und lassen sie weiter Geld verlieren."

Im Harz seien die ersten Tage mit Lockerungen "eher verhalten und mit vielen Fragezeichen bei den Gästen angelaufen", sagte Christin Wohlgemuth vom Harzer Tourismusverband in Goslar. Es müsse ziemlich viel Aufklärungsarbeit geleistet werden, was man dürfe, welche Bescheinigungen vorgezeigt werden müssten. In dem auf drei Bundesländer verteilten Harz seid die Lage besonders unübersichtlich.

Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hatte noch am Dienstag die Beschränkung auf die Einwohner des eigenen Bundeslandes verteidigt. Die Gästezahlen sollten zunächst überschaubar gehalten werde, sagte er. In anderen Bundesländern gebe es deutlich höhere Infektionswerte als in Niedersachsen. "In dieser allerersten Phase wollen wir deswegen das Risiko von Einträgen von außen noch beschränken." Eine Erweiterung sei mit der nächsten Verordnung ab Anfang Juni absehbar.

Auch in der Außengastronomie blieben die Öffnungstage seit Montag hinter den Erwartungen zurück. Viele Betriebe hätten geöffnet, auch wenn es sich nicht rechne, sagte Dehoga-Vertreterin Mitulla. "Wir wissen, dass die Gäste dankbar sind für jeden Gastronom, der seine Außengastronomie geöffnet hat."

Ein Problem für Hotellerie und Gastronomie ist, dass in den vergangenen Schließmonaten viel Personal abgewandert ist. Nun gebe es beim Wiederhochlaufen des Tourismus noch "ziemliche Engpässe", sagte Mitulla. "Viele sind in andere, stabilere Festanstellungen gewechselt, so dass eine Rückkehr oft ausgeschlossen ist", sagte auch Wohlgemuth für den Harz.

In Niedersachsen dürfen Hotels, Ferienwohnungen und andere Quartiere in Regionen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz unter 100 wieder Gäste empfangen. Buchen können aber nur Menschen aus dem Bundesland. Deshalb müssen auch Vorbestellungen aus anderen Ländern für Pfingsten (23./24. Mai) wieder abgesagt werden.

© dpa-infocom, dpa:210514-99-596017/3

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