Familie:Immer wieder aufstehen: Junge Leistungssportler brauchen Biss

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Berlin (dpa/tmn) - Im harten Alltag zwischen Schule und Training brauchen junge Leistungssportler vor allem zwei Dinge: Begeisterung und die Kraft, nach Niederlagen wieder aufzustehen. Doch viele Jugendliche schaffen es nie bis an die Spitze.

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Berlin (dpa/tmn) - Im harten Alltag zwischen Schule und Training brauchen junge Leistungssportler vor allem zwei Dinge: Begeisterung und die Kraft, nach Niederlagen wieder aufzustehen. Doch viele Jugendliche schaffen es nie bis an die Spitze.

Ein Frühlingsabend in Madrid, Schalke 04 trifft in der Champions League auf Real Madrid. Marcel Sobottka (20) ist mit dabei, als die Königsblauen sich im Abschlusstraining im Bernabéu-Stadion fit machen. Schalke ist aus der Champions League ausgeschieden, aber für Sobottka ist ein Traum wahr geworden. Drei Jahre vorher war der Rasen des Bernabéu so weit weg für ihn wie Gelsenkirchen von den Champs-Élysées. Mit sechs Jahren stand er zum ersten Mal bei Schalke auf dem Platz, zehn gute Jahre in den Jugendmannschaften folgten. Aber mit 16 war Schluss: „Ich wurde aussortiert“, erzählt er.

Wer es im Sport an die Spitze packen will, der muss neben den sportlichen Leistungen vieles mitbringen: den Biss zum Kämpfen, die Disziplin, fast täglich zu trainieren, Niederlagen verkraften zu können und an den Zielen dranzubleiben, sagt Gerd Neumes. Er leitet seit mehr als 20 Jahren das Schul- und Leistungssportzentrum Berlin (SLZB). Dort lernt und trainiert auch Hendrikje Richter (16). Die Leichtathletin hat 2013 den Deutschen Junioren-Meistertitel auf der 400-Meter-Strecke geholt.

Ob der Leistungssport das Richtige ist, zeige sich auch daran, ob die Jugendlichen eine starke Motivation mitbringen, erklärt Thomas Ritthaler, Sportpsychologe an der Technischen Universität München: „Sie müssen das lieben, was sie machen.“

Ohne Spaß am Sport ist der harte Alltag an einer der 41 Eliteschulen des Sports kaum zu meistern. Hendrikje ist eine von über 11 500 Schülern, die an den vom Deutschen Olympischen Sportbund ausgewählten Schulen lernen und trainieren. Tägliche Trainingseinheiten, Wettkämpfe und Unterricht wechseln sich in engem, sorgfältig geplanten Takt ab. „Unsere Lerngruppen sind sehr klein, wir bieten speziellen Förderunterricht an und in wichtigen Fächern wie Mathematik unterrichten auch mal zwei Lehrer eine Klasse, um die Schüler individuell zu unterstützen“, sagt Schulleiter Neumes.

Vor allem im Turnen, Eiskunstlaufen und Wasserspringen müssen schon früh die Weichen gestellt werden: „Wir versuchen, die Kinder bis zur ersten Klasse für das Wasserspringen zu begeistern“, sagt Jana Wilke, Trainerin am Olympia-Stützpunkt Leipzig.

In anderen Sportarten kommt der Wechsel später, in der Leichtathletik oft erst mit 13 Jahren. Vor dem Einstieg auf die Sportschule beobachten die Trainer den Nachwuchs ganz genau. „Sportler müssen auf geistig auf der Höhe sein, der Mehrfachbelastung standhalten und ihren Tagesablauf gut strukturieren können“, sagt Burckhard Gäbel, Mehrkampf-Trainer am Olympia-Stützpunkt Halle.

Dennoch platzt für viele später der Traum von der Zukunft als Sportprofi. Wenn die Leistung nicht mehr stimmt, suchen Schüler, Eltern, Trainer und Lehrer nach einer guten Chance zum Neustart auf einer anderen Schule. In Berlin trifft das etwa auf vier von zehn Schülern zu.

Für Marcel Sobottka sah es mit 16 so aus, als sei der Traum geplatzt. Die Leistung stimmte nicht. „Ich war vom Kopf her nicht so weit“, sagt er heute. Sich frustriert vom Rasen zu verabschieden, kam für ihn trotzdem nicht infrage. Er konnte auf der an Schalke angebundenen Sportschule bleiben, absolviert das Schultraining mit Schalker Trainern und Teamkollegen. All das wird belohnt, Schalke holte ihn vor gut einem Jahr zurück.

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