Am Freitag habe ich mit meiner besten Freundin V. auf ihrem Balkon ein Glas Wein getrunken und mal wieder so richtig über all die schrägen Typen hergezogen, die sie, vor Corona natürlich, über Tinder, Bumble und so weiter aufgegabelt hat. Nicht wenige hatten sich in den vergangenen Wochen wieder bei ihr gemeldet, um - ja, was eigentlich? Das wurde uns nicht ganz klar, aber während wir die unbeholfenen Kontaktversuche analysierten, das merkwürdige Verhalten meiner Kinder in der Halbisolation besprachen und uns über eine gemeinsame Bekannte echauffierten, die unter Berufung auf dubiose Quellen vor Zwangsimpfungen warnt, wurde uns klar, wie sehr wir uns vermisst hatten. Und nicht nur uns gegenseitig, den Kontakt hatten wir gehalten während der Ausgangsbeschränkungen, hatten gewhatsappt, telefoniert, Videocalls gemacht.
Psychologie:Die Hölle, das bin ich
Weil wir alle mehr Zeit alleine verbringen, finden wir nun endlich zu uns selbst? Schön wär's. Die reduzierten Kontakte führen uns umso deutlicher vor Augen, wie sehr wir andere Menschen brauchen.
Essay von Barbara Vorsamer
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