Kolumne: Die Altersweisen:Wovor hast du Angst?

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(Foto: imago/Kickner)

Wie junge und alte Menschen die Welt sehen und erleben, erzählen sie in dieser Kolumne.

Protokolle von Niko Kappel

Tom, 19 Jahre alt, wohnt in Marburg und engagiert sich bei den Jungen Liberalen.

(Foto: privat)

"Gerade in Deutschland hat man unfassbar viele Chancen, was Bildung, Ausbildung und Beruf angeht. Deswegen mache ich mir um meine persönliche Zukunft keine Sorgen. Ich bin ein Typ, der positiv nach vorne schaut. Aber ich habe große Sorge vor einer zunehmenden gesellschaftlichen Spaltung. Das nehme ich in anderen Ländern wahr. In den USA passiert das ja schon ganz lang und in Frankreich gerade auch sehr stark.

In Deutschland sehen wir ja, dass extreme Parteien wie die AfD einen enormen Zuspruch erhalten. Mir macht es einfach Sorgen, dass die Krisen, in denen wir aktuell sind, also die Inflation, die Energiekrise und der Ukraine-Krieg, das alles noch viel schlimmer machen. Ich habe Angst, dass sich Menschen von der Politik abwenden. Insbesondere Leute außerhalb des akademischen Spektrums, die vielleicht auf dem Land leben und sich einfach nicht mehr abgeholt fühlen. Solche, die von der Regierung nicht ernst genommen werden und sich deshalb von unseren demokratischen Strukturen abkehren und entweder nicht mehr zur Wahl gehen oder extreme Parteien wie die AfD wählen."

Hans, 86, lebt in der Nähe von Stuttgart und arbeitet gerne in seinem Garten.

(Foto: privat)

"Ich habe Angst davor, dass ich noch schwächer werde. Früher hatte ich mein eigenes Geschäft. Wir stellten Hinweisschilder aus Metall her. Ich habe also mein Leben lang körperlich gearbeitet, ich stand jeden Tag bestimmt acht Stunden in der Werkstatt und habe viele Tätigkeiten mit den Händen ausgeführt. Ich bin harte Arbeit gewohnt. Aber heute merke ich, dass ich immer weniger leisten kann.

Die größte Leidenschaft von mir und meiner Frau ist unser Garten. Da sind wir gerne. Wir arbeiten viel darin, pflanzen, ernten, jäten und mähen. Mit jedem Jahr merke ich, dass ich weniger davon tun kann. Ein bisschen ängstlich bin ich schon, dass ich irgendwann gar nichts mehr machen kann. Aber was soll's, so ist das Alter! Ich will doch eigentlich gar nicht jammern. Es ist Sommer, also raus in den Garten, wann immer ich kann. Man soll die Dinge genießen, so lange, wie das geht."

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