Yasser Alwan: "Egypt Every Day":Die im Dunklen, die im Licht

Riecht man sogar in Schwarz-Weiß: die Kräuter dieser Straßenverkäuferin in Kairo, aufgenommen von Yasser Alwan. (Foto: Manar Hussein/Hatje Cantz)

Der Fotograf Yasser Alwan bewahrt den Alltag von Kairo in Bildern auf, und auch die Folgen der Armut in Ägypten. Eine Auswahl aus seinem Werk.

Von Moritz Baumstieger

Als Yasser Alwan, ein in den USA aufgewachsener Sohn irakischer Diplomaten, das erste Mal in Kairo ausstellte, der Stadt, die er so liebte und deren Einwohner er mit der Kamera porträtierte, war die Empörung groß. Er lasse die Ägypter schlecht aussehen, beschied man ihm im Jahr 2000, er fotografiere "die falschen Leute".

So schildert es der Historiker Shamoon Zamir im Begleittext zum Band "Egypt Every Day", an dem er mit Yasser Alwan schon vor dessen Tod im Juli 2022 zu arbeiten begonnen hatte. Aus den tausenden Fotos, die Alwan über Jahre hinweg auf den Straßen Kairos gemacht hatte, wählten die beiden neben einigen Aufnahmen von Angehörigen der Mittelklasse vor allem Bilder von jenen aus, die sichtbar sind, weil sie nicht hinter Ladenschaufenstern oder Bürowänden arbeiten, sondern auf der Straße oder in offenen Werkstätten. Fotos von Schustern und Schreinern, Ballonverkäufern und Messerschleifern. Von Müllmännern, Verkehrspolizisten und Marktfrauen.

Yasser Alwan: Egypt every day. Hg. v. Shamoon Zamir. Hatje Cantz, Berlin 2022. 120 Seiten, 34 Euro. (Foto: Hatje Cantz (SZ))

Wie stark sich Armut und die Folgen körperlicher Arbeit in Gesichter graben können, lässt sich auf vielen der Schwarzweißbilder erkennen. Voyeuristisch wirken Alwans Arbeiten dabei nie - auch wenn sie viel mehr von Ägypten zeigen, als Machern von Hochglanzbroschüren für die Tourismuswerbung lieb sein dürfte.

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