Es bleibt eine merkwürdige Vorliebe des zeitgenössischen Theaters, Monologe zu inszenieren. Als historisch geschaffener Ort für Dialog, Konflikte und Ensemble ist die Schaubühne eigentlich nicht der ideale Rahmen für die ungebrochene Ich-Perspektive, das ist eher die Lesung. Das Staatstheater Hannover aber widmete nun gleich zweimal hintereinander dem solostimmigen Bekenntniswillen eine Premiere. Nach Michel Friedmans Altersrückblick "Fremd", in dem er beschreibt, wie wenig dazugehörig er sich als Jude in Deutschland fühlte, folgte nun "Blutbuch", die literarische Selbsterklärung des Autors mit dem Pseudonym Kim de l'Horizon, über eine Findungsphase zwischen zwei Geschlechtern am Anfang des Lebens.
Staatstheater Hannover:Ich, ich, ich
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Was fasziniert das gegenwärtige Theater eigentlich so an Monologen? Ran Chai Bar-zvi schickt für seine "Blutbuch"-Inszenierung dreimal den Erzähler aus Kim de l'Horizons Roman auf die Bühne.
Von Till Briegleb
Theater:Nichtwillkommenskultur
Das Schauspiel Hannover inszeniert Michel Friedmans "Fremd" als universelle Erfahrung von Ankommenden und Schutzsuchenden.
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