"Im Namen der ganzen deutschen Jugend fordern wir von dem Staat Adolf Hitlers die persönliche Freiheit, das kostbarste Gut der Deutschen zurück, um das er uns in der erbärmlichsten Weise betrogen hat!" Haben Hans und Sophie Scholl, als sie die Flugblätter, auf denen dieser Satz stand, am 18. Februar 1943 in den Lichthof der Münchner Universität hinunterflattern ließen, absichtlich ihr Leben riskiert? Gar bewusst oder unbewusst ihre Festnahme in Kauf genommen, um durch ihr Vorbild ein Zeichen zu setzen? Diesem zählebigen Mythos hat der Zeithistoriker Hans Günter Hockerts kürzlich in der FAZ energisch widersprochen. Den Geschwistern aus der Widerstandsgruppe "Weiße Rose" blieb, so Hockerts in einer minutiösen Rekonstruktion des Geschehens, leider keine Zeit mehr, rechtzeitig zu verschwinden, nachdem sie ihre Flugblätter von der oberen Galerie geworfen hatten. Ein beflissener Hörsaaldiener fand und stellte sie auf frischer Heldentat, die Gestapo wurde gerufen, und es war vorbei. Beide bezahlten ihren Mut mit dem Leben.
Zeitgeschichte:Die Mutige
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Sophie Scholl als Idol und Kultfigur: Das ist trotz mancher Auswüchse ein Fortschritt für das Verständnis des Widerstands gegen die NS-Diktatur.
Von Joachim Käppner
Gedenken:Was würde Sophie Scholl dazu sagen?
Die Widerstandskämpferin Sophie Scholl wird heute von allen Seiten vereinnahmt - sogar von Rechten. Zu ihrem hundertsten Geburtstag sollten wir endlich anfangen, sie als das zu sehen, was sie war: ein Mensch, kein Mythos.
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