Russland-Aufführung:Ballettchef: „Anna Karenina“ vermittelt „humane Werte“

Ein großes Transparent weist auf die Vorstellung des Balletts „Anna Karenina“ in der Choreografie von John Neumeier hin. (Foto: Friedemann Kohler/dpa/Archivbild)

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Hamburg (dpa/lno) - Hamburgs Ballettchef John Neumeier hat sein Ballett „Anna Karenina“ für Aufführungen im Moskauer Bolschoi-Theater freigeben, weil es seiner Meinung nach die richtige Botschaft für die russische Regierung mitbringt. „Anna Karenina vermittelt genau die humanen Werte, die das jetzige russische Regime so sträflich missachtet“, sagte er laut Mitteilung vom Donnerstag in Hamburg. Der Intendant und Chefchoreograf des Hamburg Balletts habe deshalb entschieden, die Aufführungen zu gestatten - „trotz der fundamentalen Distanz, die ich zum russischen Staat aufgrund seines zutiefst inhumanen Angriffskriegs gegen die Ukraine empfinde“.

Seine Freigabe richte sich ausschließlich auf dieses Werk, betonte Neumeier weiter. „Die Tantiemen aus den geplanten Anna-Karenina-Aufführungen am Bolschoi-Theater werde ich für einen gemeinnützigen Zweck spenden.“

Das Ballett soll am 2. und 3. März dreimal aufgeführt werden. Das Neumeier-Werk wurde 2017 zum ersten Mal aufgeführt. Im April und Mai kommt es auch in der Hamburgischen Staatsoper wieder auf die Bühne.

Zuletzt hatte es aufgrund des russischen Angriffskriegs in der Kulturbranche immer wieder Diskussionen um Gastauftritte in Russland und Auftritte von russischen Künstlerinnen und Künstlern in Deutschland gegeben. So war beispielsweise Justus Frantz zuletzt als Dirigent, Pianist oder Jurymitglied in Russland aufgetreten und war dafür kritisiert worden. Er selbst bezeichnete nach Angaben des „Spiegels“ die Kunst als letzte Brücke zwischen verfeindeten Völkern, die man nicht auch noch abbrechen dürfe.

© dpa-infocom, dpa:240208-99-917832/2

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