In Hamburg war Richard Serra eine ganze Woche lang am Werk. Der säuberlich weiße Neubautrakt der Kunsthalle aus den Neunzigern war noch nicht eingeweiht, da stand dieser Amerikaner in Stahlarbeitermontur und schmiss mit einer Schaufel glühenden Bleischrott in die Kante zwischen Fußboden und Wand, die er somit über die ganze Länge des Raums hinweg auffüllte. Wenn so ein Bleikeil erkaltet war, zog Serra ihn nach vorn, dann wiederholte er die Prozedur. Das Ergebnis war ein Raum, durch den schwere, schwarze Wellen zu rollen scheinen, einerseits bedrohlich (Hamburgs Sturmflut-Trauma), gleichzeitig unbestreitbar poetisch. Und sozusagen mit Stammplatzgarantie, denn der hinterste Bleikeil klebt bis heute in der Raumkante: Sollten künftige Kuratoren das lieber ins Depot räumen wollen, sie hätten keine Chance, ohne das Haus abzureißen.
Zum Tod von Richard Serra:Heavy Metal im Kreisverkehr
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Mit Skulpturen aus Stahl oder Blei, bestürzend schwer und monumental, wurde Richard Serra zu einem der populärsten Bildhauer der Welt. Ein Nachruf.
Von Peter Richter
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