Zum Tod von Richard Serra:Heavy Metal im Kreisverkehr

Lesezeit: 3 min

Richard Serra, 1938 - 2024, neben einer seiner Stahlplatten in einer Ausstellung in Paris 2008. (Foto: OLIVIER LABAN-MATTEI/AFP)

Mit Skulpturen aus Stahl oder Blei, bestürzend schwer und monumental, wurde Richard Serra zu einem der populärsten Bildhauer der Welt. Ein Nachruf.

Von Peter Richter

In Hamburg war Richard Serra eine ganze Woche lang am Werk. Der säuberlich weiße Neubautrakt der Kunsthalle aus den Neunzigern war noch nicht eingeweiht, da stand dieser Amerikaner in Stahlarbeitermontur und schmiss mit einer Schaufel glühenden Bleischrott in die Kante zwischen Fußboden und Wand, die er somit über die ganze Länge des Raums hinweg auffüllte. Wenn so ein Bleikeil erkaltet war, zog Serra ihn nach vorn, dann wiederholte er die Prozedur. Das Ergebnis war ein Raum, durch den schwere, schwarze Wellen zu rollen scheinen, einerseits bedrohlich (Hamburgs Sturmflut-Trauma), gleichzeitig unbestreitbar poetisch. Und sozusagen mit Stammplatzgarantie, denn der hinterste Bleikeil klebt bis heute in der Raumkante: Sollten künftige Kuratoren das lieber ins Depot räumen wollen, sie hätten keine Chance, ohne das Haus abzureißen.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusStuttgarts neues Viertel "Rosenstein"
:Bahnhof verstehen

Stuttgart 21 ist nicht nur ein kolossales Bahn-, sondern auch ein futuristisches Stadtprojekt. Nach 30 Jahren Wartezeit würde man davon gerne mal was sehen. Also hin da.

Von Gerhard Matzig

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: